Gestern habe ich es ja fast an die Grenze geschafft, und heute will ich drüber. Um die letzten Kanadischen Dollar loszuwerden kaufe ich noch Sonnencreme Faktor 60 für das Gesicht und Schinken, Brot und Beeren fürs Mittagessen. Bald bin ich an der Grenze und zische an der Schlange wartender Autos vorbei. Als ich abstehe, werde ich von 2 Grenzwächtern freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass ich nicht bei den Autos durch muss, sondern ins Gebäude rein. Auch dort ist eine Schlange, also stelle ich mich an. Bei der Unterhaltung mit den anderen Wartenden fällt ihnen auf, dass ich Essen dabei habe und sie sagen mir, dass ich das Fleisch und die Früchte besser esse, da der Import nicht erlaubt ist. Zum Glück geht die Schlange nur schleppend voran und ich habe genug Zeit um alles zu verdrücken. Beim Fleisch sind die anderen Leute auch sehr hilfsbereit und auch das war schnell genug weg. Endlich am Schalter angekommen geht alles schnell und schon bin ich im Land des unbegrenzten Hubraums.
Apropos Hubraum: schweizer SUVs sind Kleinwagen im Gegensatz zu was hier so rumfährt. Am imposantesten ist ein Wohnmobil in der Grösse eines Buses, welcher ein Auto angehängt hat, das so gross ist wie ein kleines europäisches Wohnmobil.
Dafür ist der Verkehr hier wirklich sehr vorsichtig und die Fahrer sind kaum gestresst. Für Velofahrer also kein Problem. Es hat häufig sogar extra Velostreifen.
Bei perfektem Sonnenschein fahre ich teils dem Meer entlang und teils durchs Land. Direkt an der Küste ist immer ein frischer Wind da, der weiter im Land nachlässt und die Temperatur steigen lässt.

Heute will ich nicht ganz so weit fahren wie gestern und am Abend am liebsten kurz im Meer schwimmen gehen. Deshalb suche ich nach einem Hotel an einem Strand. Dummerweise hat die Ortschaft keinen Strand. Aber ich entdecke ein Hotel mit Pool, und das ist doch ein perfekter Ersatz! Beim schwimmen komme ich auch noch ins Gespräch mit einer Amerikanerin, die von Colorado bis hierher mit dem Auto gefahren ist und sich hier niederlassen möchte. Reisen bietet schon sehr viel Gesprächsstoff. Sie empfiehlt mir auch noch ein italienisches Restaurant, welches ich natürlich sofort probiere. Leider haben sie keine Pizza, aber die Ravioli sind wirklich lecker. Und bei der amerikanischen Portion werde ich sogar satt. Aber wirklich billig ist es nicht: $30 für Ravioli & Bier finde ich eher am oberen Limit. Auch ganz interessant sind die ganzen Hanfläden hier. Scheinbar ist Kannabis legal in Washington.

Distanz: 65km
Category: Canada
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Und tschüss, Kanada
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Dreirad
Heute ist der erste richtige Velotag, und auch die erste Fahrt mit dem beladenen Anhänger. Die Nachwirkungen des Jetlags dauern immer noch an, und so erwache ich früh. Das gibt mir dafür die Gelegenheit, die Route genau zu studieren. Da ich genug Zeit habe und es genütlich angehen will, entscheide ich mich für den Umweg der Küste entlang. Diese Route entpuppt sich als wunderschöner Veloweg ohne Verkehr. Die Wahl ist genau richtig, obwohl Teile davon nicht befestigt sind und ich erstmal Gegenwind habe.

Ich suche weiterhin nach offiziellen Velowegen und werde gut fündig. Sie sind gut eingezeichnet und beschriftet. Die Richtung ist südost, und vor allem gegeben durch die Brücken. Den Wegrand säumen immer wieder Brombeerstuden, und bei einigen Brombeeren werde ich schwach. Genüsslich pflucke und esse ich sie, obwohl die Brombeere ja sonst der Feind meines Velos ist: Die Zweige wachsen über die Strasse und die Dornen garantieren ein Loch im Pneu.

Nahe White Rock fange ich an, ein Hotel zu suchen. Aber zuerst habe ich Hunger und kaufe in einem Supermarkt einen Sandwitchbausatz und esse dann gemütlich vor dem Eingang beim Velo. Ein Kanadier sieht mich und freut sich, einen Reisenden entdeckt zu haben, da er selbst gerne reist. Er fragt mich wo ich übernachte und lädt mich zu sich nachhause ein. Da muss ich wirklich gut überlegen: Kanadier sind sehr gastfreundlich und ich glaube, dass er ehrlich ist. Bei meiner letzten Reise habe ich auch bei einem Kanadier übernachtet und das war sehr interessant. Diesmal passe ich jedoch, weil ich einen gemütlichen Abend für mich will und früh ins Bett will. Zum Quatschen habe ich keine Lust und ich will ja nicht unfreundlich sein. Also doch ein Hotel. Am Strand ist auf dem Navi eins eingezeichnet, aber das entpuppt sich als Fehlinformation. Auch die nächsten beiden sind nicht existent. An der Hauptstrasse ist ein Motel eingezeichnet, und da rechne ich mir bessere Chancen aus. Zumindest das klappt.
Der Anhänger hat sich bis jetzt als sehr praktisch erwiesen und funktioniert wunderbar. Der Vorteil ist, dass ich den Rucksack ganz reinkriege und der Schwerpunkt sehr tief liegt. Das Ganze ist meistend auch sehr stabil. Die Nachteile sind, dass das Velo mit dem vollbeladenen Anhanger kaum auf dem Ständer steht und immer umzufallen droht. Auch das zusätzliche Gewicht ist spürbar und das zusätzliche Gelenk kann Schwingungen verursachen bei höherer Geschwindigkeit. Ich muss also schön vorsichtig sein.

Distanz: 90km -
Vancouver
Um das Jetlag auszuschlafen und das Velo flott zu machen, habe ich einen ganzen Tag in Vancouver geplant. Ich konnte wirklich bis 7:00 schlafen und gehe erstmal zu Fuss an den Hafen. Die Stadt ist immer noch wie in meiner Erinnerung und gefällt mir sehr gut. Alles ist so schon sauber und es hat viele Parks.
Gegen Mittag wechsle ich aufs Velo und gehe auf die Suche nach einem Anhänger für den Rucksack. Dies gestaltet sich recht schwierig, da kaum ein Geschäft einen hat und ich quer durch die Stadt radle. Nach dem 5. Geschäft finde ich einen Laden fast neben dem Hotel, der einen hat.
Was natürlich auch nicht fehlen darf, ist eine Runde um den Stanley Park. Da bin ich mit dem Velo in guter Gesellschaft: es ist voll von Velos hier.

Der Küste entlang fahren macht schon Spass, und deshalb bin ich ja hier.
Am Abend habe ich mit einem alten Kollegen abgemacht zum Steak essen.