Diana hatte leider eine schlechte Nacht: sie hat auf ein Parfum in der Bettwäsche allergisch reagiert und ist mitten in der Nacht aufs Sofa umgezogen. Dort gieng es dann besser.
Nach einem guten Frühstück fahren wir der Emme entlang weiter nach Burgdorf. Der Weg ist wunderschön, meistens im kühlen Wald. Ich habe den Motor immer ausgeschaltet, den brauche ich gar nicht.
In Burgdorf kauft Diana einen Nasenspray, denn ihre Nase hat sich noch nicht erholt und läuft die ganze Zeit. Dabei kaufen wir auch gleich das Mittagessen und piknicken an der Emme.
Weiter den Feldwegen entlang fahren wir ohne ein einziges Auto zu sehen nach Solothurn. Dort machen wir eine grössere Pause unter einer Brücke. Diese wird von einem kreativen Fotografen, immer auf der Suche nach dem besten Blichwinkel, mit einer teuren Mittelformatkamera verewigt. Dabei stellt er die Kamera sogar auf den Abhang wo er selbst wenig halt hat. Passiert aber nichts, er scheint sich solche Orte gewohnt zu sein.
Nun fahren wir weiter der Aare entlang nach Biel. Wir haben nun hochgeschaltet mit der Unterstützung und fahren mit den gegebenen 25km/h. Und obwohl wir schon sehr schnell fahren, läuft Dianas Nase noch schneller. Wir schauen deshalb gleich online nach einem guten Hotel und fahren direkt dorthin.
Das Zimmer ist schön und gross, mit riesigem Balkon. Perfekt zum Wäsche aufhängen.
Zuerst wird aber noch gegessen.
79km
Category: Cycling
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Der Emme entlang
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Hotel Mama
Wir sind noch einige Zeit mit auftäumen und putzen beschäftigt und essen dann das Mittagessen zuhause.
Die letzten Dinge sind gepackt und wir gehen auf den Zug nach Luzern. Ich mit dem Velo und Diana ohne. Ihr Velo wartet dort nach einem Service auf uns. Dabei kauft Diana noch einen neuen Helm und ich Handschuhe, denn der Griff vom Ebike hat ein sehr unangenehmes Muster.
Die Strasse von Kriens hoch ist etwas mühsam, die Autos kommen kaum an uns vorbei. Den Berg runter ist aber alles gut und wir nehmen gleich die Feldwege für Velos.
In Wolhusen steigen wir aber gleich wieder in den Zug, denn wir sind spät dran.
Bei meinen Eltern wartet ein feines Abendessen auf uns, mein Vater hat Forellen gebacken.
22km -
Um den See
Heute wollen wir den Luganersee geniessen und fahren nach dem Frühstück los nach Melide. Die Strasse ist sehr mühsam wegen den vielen Autos und wenig Platz, aber wir sind zum Glück schnell durch.
Bei Swiss Miniature ist heute der erste Maskenfreie Tag. Uns interessiert das aber nicht, denn das Wetter ist zu schön und es hat zu viele Leute. Wir fahen über die Brücke weiter dem See entlang um bei einem Metzger Halt zu machen, wir wollen ja noch Souveniers nachhause bringen. Leider finden wir das Fleisch, welches uns beim letzten Tessinaufenthalt so begeistert hat, nicht.
So ganz schweizerisch ist der See aber nicht: eine Umrundung führt auch durch Italien. Ich erinnere mich an eine 24h Regel und auf gut Glück fahren wir an die Grenze. Dort ist effektiv ein Schild, das besagt (soweit wir das verstehen), dass wir Italien innerhalb von 24h durchqueren können. So viel Zeit brauchen wir aber nicht.
Seit langem sind wir wieder zusammen im Ausland! Wir fahren dem See entlang weiter durch schöne Ortschaften und schiessen fleissig Fotos. Ein Lieferwagen verkauft am Strassenrand Früchte, was wir uns nicht entgehen lassen wollen. Die Kirschen sehen gut aus und wir kaufen eine Kiste. Die kostet 30 Franken und hat mindestens 5kg Kirschen drin. Das sollte aber kein Problem für uns beide sein und in der nächsten Ortschaft machen wir am See halt und essen. Die Kiste ist nun etwas weniger voll und so fallen sie weniger aus der Kiste ins Velokörbchen.
Es ist nun schon Nachmittag und ich habe Lust auf etwas anderes als nur Kirschen, so halten wir bei einer Pizzeria an. Leider ist schon alles zu, aber Diana kann zumindest auf die Toilette.
Also fahren wir weiter und essen Kirschen. An einer Stelle sind wir nur wenige Meter von der Schweiz entfernt und nur durch einen Kanal getrennt.
Während niemand da war beim Grenzübertritt nach Italien, kontrollieren die schweizer Grenzbeamte nun die Autos. Wir schleichen uns nebendran ganz langsam durch und sind wieder in der Schweiz.
Kirschen essen wir etwas weiter dem See entlang an einem schönen Badeplatz mit Bänkli, WC, Dusche und einer hübschen Entenfamilie. Beide gehen hier schwimmen. Aber Kirschen habe ich nun genug gehabt für heute, mein Bauch meldet nun, dass er mehr Abwechslung braucht.
Ein Velofahrverbot heisst ja nur, das man das Velo stossen muss, was wir jetzt auch machen. Wir wollen ja schön dem See entlang fahren. Die Treppen sind aber schon etwas mühsam, aber da trage ich die Velos halt.
Auf Velowegen fahren wir dem See entlang weiter und machen in einem Coop und Migros halt. Auch hier finden wir das Trockenfleisch nicht. Ich nehme aber etwas Salami als Abwechslung zu den Kirschen. Diese haben nun meinen Magen noch ein Bisschen mehr durcheinander gebracht, aber nach dem WC beruhigt er sich wieder.
Wir fahren nun weiter dem See entlang und geniessen die Aussicht. Bei Morcote habe ich schon recht Hunger, aber Diana noch nicht. Ihr Magen beschwehrt sich nun auch über die Kirschenflut. Ein Spaziergang durch die engen Gässchen hilft aber, dass auch bei ihr der Appetit kommt.
68km -
Bodensee
Leider gibt es hier im Hotel kein Frühstück. Deshalb gehen wir nach dem Checkout gleich an den See in ein Café. Gut verköstigt und fahren wir los über den Rhein und auf der anderen Seite bis fast zur Mündung auf dem Damm. Die Aussicht ist sehr schön, und wir sehen sogar einen Teil des alten Bähnchens, welches hier mal fuhr und die Geleise immer noch da sind.
Dann wollen wir aber weiter und fahren alles dem Bodensee entlach bis zum alten Rhein, wo wir dann in die Schweiz zurück kommen. Leider gibt es nicht so viele Strecken wo der Veloweg dem Ufer entlang geht, und meistens geht es immer wieder den Hügel hoch und runter.
Bei einem Strandbad machen wir Mittagspause. Diana geht schwimmen und dann essen wir beide im Restaurant.
Mehr oder weniger nahe am Bodensee fahren wir nach Westen. In Kreuzlingen sind wir auf einmal aus der Schweiz raus und in Deutschland. Das passt gut, denn das Wetter ist heiss und beide haben viel geschwitzt. Da kommt ein Strandbad genau richtig. Ganz so warm ist das Wasser nicht, aber die Erfrischung tut sehr gut.
Der Hunger treibt uns zurück über den Rhein in die Altstadt, wo eine Pizza auf mich und ein Fisch auf Diana wartet. Dann fährt auch schon der Zug nachhause. -
Rhein
Auf die heutige Etappe freuen wir uns besonders: das Wetter ist wieder gut und der Rhein wartet schon mit vielen Velowegen. Zuerst füllen wir aber noch das Wasser bei einem Brunnen auf. Der ist auch eine begehrte Pferdetankstelle, für die vielen Fuhrwerke, die den Ort durchqueren.
So einen grossen Fluss wie den Rhein kann man kaum verpassen. Deshalb finden wir ihn auch gut und schnell. Dann ist die Navigation einfach. Ab und zu wechseln wir die Seiten und schnell ist die erste Landesgrenze überquert nach Lichtenstein. Dianas Kaffeinspiegel ist langsam bedrohlich tief, da kommt Vaduz ganz richtig. Wir erwischen sogar die Königspaar-Sessel, nur die Zahlungsversuche treiben die Kellnerin in den Wahnsinn: sie hat kein Rückgeld für meine 100.- und erst der dritte Kartenleser funktioniert korrekt. Dass alles so festlich wirkt hier hat sicherlich damit zu tun, dass hier heute der Nationalfeiertag ist.
Zu Essen haben wir noch Fleisch und Tomätchen, welche am Rhein fachgerecht entsorgt werden möchten. Schattige Bänklein sind aber eine begehrte Minderheit. Wir finden einen unbewachten Tisch mit Stühen, der zwar nicht ganz wie ein Rastplatz wirkt, es aber jetzt ist.
Ein Patrouille Suisse Hunter gibt noch eine Flugsshow, doch es dauert recht lange, bis mir klar wird, dass es ein Modellfligzeug ist. Vorallem der Ton ist verräterisch leise.
Bald sind wir in Österreich und haben eine weitere Grenze hinter uns. Hier finden wir auch ein Dessert und Euros, denn die haben beide vergessen.
Der Östrreichische Veloweg führt, wenig verwunderlich, durch Österreich und somit eben dem alten Rhein entlang. Der ist oft von Wald verdeckt, was Diana schade findet. Deshalb fahren beim neuem Rhein noch ein wenig stromaufwärts in die Schweiz, dann sieht man auch die Berge besser.
Allzu weit wollen wir aber nicht in die falsche Richtug fahren, denn der Weg ist noch weit. Möglichst auf dem Damm fahren wir gegen den Wind Richtung Bodensee.
Der kommt jetzt immer näher, und die Ortschaft mit dem nächsten Hotel ist bald erreicht. Hier verwirrt mich der Name: Hotel am See. Die Idee, dem See entlang zu fahren und das Hotel zu sehen geht nicht auf, denn am See ist es nicht. Google Maps hilft auch hier.
Nur das Checkin ist dort, die Unterkunft heisst Hotel Krone. Hotel Corona auf Spanisch.
Zum baden ist es schon zu spät, aber der Hunger kommt. So viele Möglichkeiten gibt es auch hier nicht, aber wir finden ein schönes Restaurant am See. Danach machen wir einen so weitem Abendspaziergang, bis ich eine Blase an einem Fuss bekomme. -
Sprudel
Schon um 9:00 habe ich ein wichtiges Meeting, bei dem ich mit dem Handy teilnehmen kann. Das klappt gut, knabbert aber an meiner Frühstückszeit.
Dann machen wir uns in die kühle Morgenluft dem See entlang. Ohne Elektromotor habe ich auch in kurzer Kleiung nicht kalt, aber mit Hilfsmotor ist Diana eher unentschlossen was sie anziehen soll.
Die Fahrt geht in grossem Tempo voran, denn beide zieht es noch vor dem nächste Regen ins Sprudelbad. Das erreichen wir auch kurz nach dem Mittag.
Ganz die Einzigen sind wir hier nicht, man muss teilweise recht lange anstehen um zu einem Sprudeldinglein zu kommen. Draussen unter den grossen Steinen schaffen wir es erstmals. Geduld haben wir aber genug, denn heute haben wir nichts anderes vor als Thermalbaden. Auch die Sauna wird besucht. Nach dieser liege ich sogar ins 17° kalte Wasser, damit ich mich im 39° Becken wieder aufwärmen kann. Die meisten Becken sind 34° warm, aber mir liegt das 36.5° Strudelbecken irgenwie besser, das ist genau perfekt warm!
Wie gestern essen wir heute auch nur am selben Ort, in der Therme. Erstaunlicherweise ist es hier recht gut und günstig.
Nach der Therme sind wir gut durchgesprudelt und bettreif.
Das Hotel ist irgendwie wiederspenstig und will einfach nicht dort sein wo ich es vermute. Liegt aber auch an den falschen Angaben auf meiner Karte. Dafür gibt es eine komplette Ortsführung. Mit Dianas Hilfe finden wir es dann doch. -
Wetterumplanungen
Gestern Abend war der heutige Regen noch für den Morgen angesagt, und deshalb haben wir für heute einen späten Start geplant. Über Nacht hat sich leider der Wetterbericht geändert und nun ist der Morgen regenfrei, aber der Nachmittag nicht. Also koffeinieren wir Diana möglichst schnell auf und schauen ihre Müdigkeit in den Griff zu bekommen, denn sie hat nicht so gut geschlafen. Dann packen wir fertig und schaffen es ganz knapp auf den Zug. Da der Regen droht, fahren wir mit dem Zug sogar bis Ziegelbrücke. Das ist schade, denn eigentlich wollten wir schon ab Thalwil fahren. Aber so sollte es sogar reichen, dass ich ein mittelwichtiges 13:00 Geschäftsmeeting besuchen kann.
Um 11:00 schwingen wir uns auf die Räder und folgen dem offiziellen Veloweg. Der Walensee ist schnell erreicht und der Veloweg führt schön dem See entlang. Aber nicht immer, denn ab und zu geht es steil den Berg hoch, insbesondere beim stillgelegten Restaurant.
Dann sind wir schon beim Hotel. Einchecken wollen wir noch nicht, denn der Hunger ruft. Die Auswahl an Restaurants ist sehr bescheiden, aber ausreichend. Leider kommt das Essen erst 10min vor dem Meeting, und da es nur mittelwichtig ist, sage ich es lieber ab.
Wir checken im Hotel ein und freuen uns eigentlich auf die SPA, doch die ist genau jetzt in Revision. Damit ist auch unser Plan für den Regen kaputt und so gehen wir ins Restaurant am Strand und warten kurz auf den Regen. Obwohl wir lange in einem Regenfreien Loch sind, kommt er so richtig. Die Luft wird so kalt, dass wir uns Wolldecken organisieren müssen.
Als es ausgeregnet hat, gehen wir uns im Hotel umziehen und, mangels Optionen, wieder im selben Restaurant essen. Das ist ganz gut, aber recht teuer.
Die Sonne lädt nun endlich wieder zum Spaziergang ein, da folgen wir doch gerne. -
Die Todesstrasse
Der Start ist relativ früh, um 7:30 ist Abfahrt zur Todesstrasse. Die ist zum Glück nicht so weit weg für den Bus, so dass wir etwa um 9:00 auf dem Pass nicht weit von der Schneegrenze sind. Nun bekommt jeder seine Bikeausrüstung und das Mountainbike.
Die ersten 20 km sind erstmal Asphaltstrasse den Berg runter. Hier können alle Teilnehmer sich an das Velo gewöhnen und es zeigt sich wer etwa wie schnell ist. Die Männer sind allgemein viel schneller als die Frauen, einerseits wegen dem Gewicht und andererseits weil sie auch lieber schneller fahren. Als ich einmal hinten starte bin ich sofort auf der Überholspur. Vorsichtig fahren ist bei den beiden Amerikanerinnen auch angebracht, denn eine ist 71 Jahre alt und will sich und anderen älteren Amerikanern beweisen, dass es keine Alterslimite gibt. Die Andere ist zwar noch jung, aber schon seit Ewigkeiten nicht mehr auf einem Velo gesessen.
Nach der asphaltierten Strasse kommt nun die effektive Todesstrasse. Den unrühmlichen Namen hat sie wegen den vielen tödlichen Unfällen bevor die neue Strasse eröffnet wurde. Die Kombination von enger, kurviger, ungesicherter und teilweise einspuriger Kiesstrasse mit steilem Abhang als Nadelöhr für die Verbindung von Metropolen ist definitiv nicht optimal. Beim schlimmsten Unglück sind über 100 Leute ums Leben gekommen als ein Bus im den Abgrund stürzte. Dank der seit 2006 eröffneten neuen Strasse ist die Strecke für den Verkehr entschärft und die alte Strasse bleibt nun ein beliebtes Erlebnis für Touristen. Auch als der Verkehr sich über die Todesdtrasse quälen musste wurden schon Biketouren angeboten, natürlich mit viel mehr Nervenkitzel bei all dem Nervenkitzel. Eine Besonderheit der Strasse ist, dass hier Linksverkehr herrscht. Der Grund ist ganz einfach, dass der Fahrer beim Abgrund ist und somit eben sieht wie viel Platz er noch hat bevor er abstürtzt.

Der oberste Teil ist auch gleich der Schlimmste, denn die Strasse ist eng und kurvig mit steilem Abhang links. Schwierig ist das mit dem Bike nicht zum fahren, aber man muss den Kopf halt bei der Sache haben. Schliesslich kamen da ja früher ganze Lastwagen mit Gegenverkehr durch. Aber auch die Länge und Höhendifferenz ist nicht ganz ohne mit insgesamt ~50km resp. 3’400m. Man fährt also fast von der Schneegrenze in den tropischen Dschungel, wobei die effektive Todesstrasse etwa 30km ausmacht. Wie schon geschrieben, die Strasse selbst ist für eine Mountenbikeroute eher einfach, aber die Länge macht dann halt den Unterschied wenn die Konzentration nachlässt. So stürzen leider beide Amerikanerinnen, wobei sich die Jüngere die Schulter prellt und den Ellbogen leicht schürft. Fahren kann sie die Strecke trotzdem noch zuende. Die Altere hat zum Glück keine Verletzungen und trägt nur dreckige Kleider davon. Dreckig werden die Kleider aber sowieso, denn häufig fliesst Waser über die Strasse und ab und zu muss sogar ein Bach durchquert werden.

Unten angekommen sind alle froh es geschafft zu haben und werden zu einem wohlverdienten Bier eingeladen. Optional kann man noch Ziplining machen. Da ich das bis jetzt noch nie gemacht habe, probiere ich es auch gleich aus. Auch die 71 jährige Amerikanerin lässt sich das nicht entgehen. Es ist wirklich spassig, vorallem die “Superman”-Position wo man flach auf dem Bauch liegend durch die Luft gleitet. Für jemanden, der schon Gleitschirm geflogen ist, hält sich der Nervenkitzel aber in Grenzen.
Bei einer Tierpflegestation gibt es anschliessend Abendessen und die Rückfahrt über die neue Strasse. Der Verkehr in La Paz ist unglaublich: alles steht, zu Fuss ist man schneller. Die Kreuzungen werden von allen Seiten blockiert und die Autos drängeln sich dicht an dicht. Dazwischen schlängeln sich die Fussgänger durch.
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Strandvelo
Nachdem ich mich so richtig erholt habe von der Segelfahrt, will ich endlich was richtiges unternehmen und die Stadt anschauen. Dazu miete ich mir ein Velo und düse los. Jedenfalls so schnell wie man mit dem typischen 1-Gang-Karibik-Strandvelo fahren kann.
Zuerst geht’s zum Hafen, aber da komme ich schnell nicht mehr weiter. Somit kommt jetzt Plan A, denn der Hafen war sowieso nur Plan B. Auf einer Landzunge stehen ganz viele Wolkenkratzer, dort will ich hin. Der Strassenverkehr ist mir zu chaotisch, also fahre ich mal lieber auf dem Trottoir. Da es kaum Velos gibt hier, gelten Velofahrer als Fussgänger und die Polizei interessiert sich nicht für einem. Das perfekte Verbrechen, hehehe. Oder auch nicht, ist ziemlich sicher eh legal. Apropos Polizei: an Polizisten mangelt es definitiv nicht in der ganzen Stadt, aber scheinbar an Waffen, denn viele tragen nur ein leeres Holster ohne Pistole mit sich.
Allzu brauchbare Wege finde ich auf der Ostseite nicht, aber einen Strand mit feinem, braunen Sand, wie er etwa in Südfrankreich bei Agde liegt. Darauf fährt es sich wunderbar, jedenfalls wenn der Sand nass ist. Allzu gut tut das dem Velo natürlich nicht, aber da ich für den Tag etwa 10% des Neuwertes (soeins kostet etwa 100 Franken) bezahle, hält sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen.
Beim Einkaufen finde ich ein Smartphone im Einkaufskörbchen. Ist fast komisch, dass das noch niemand eingesackt hat. Ich gebe es einfach dem Verkäufer, sollen die es nehmen oder zurückgeben. Nicht mein Problem.
An der Spitze angekommen radle ich auf der anderen Seite wieder zurück. Hier wartet eine wunderschöne und eue Uferpromenade auf mein Velo. Fertig lustig ist dann beim Marinestützpunkt, obwohl der auch lustig ist: beim Eingang steht eine Rambo ähnliche Statue mit Gewehr und Samichlauskappe. Passt so was von gar nicht, dass es schon wieder lustig ist.


Nach der Rundfahrt bin ich erstmal kaputt und esse den feinen Serranoschinken, den ich im Geschäft gefunden habe. Ab und zu braucht es etwas Luxus.
Am späteren Nachmittag mache ich mich nochmals auf denselben Weg, denn ich will Dämmerumgsfotos schiessen. Oben an der Spitze erwische ich pünktlich den Sonnenuntergang über dem Meer. Die sind so nahe am Äquator extrem schnell: es macht platsch, dann ist die Sonne weg und wenige Minuten später ist es dunkel. Baden in der Dunkelheit scheint nicht erlaubt zu sein, denn nun jagt die Polizei alle Badenden aus dem Wasser.


Auf der schönen Uferpromenade verdrücke ich mich in der Dunkelheit wieder zurück und bin ziemlich kaputt. Denn das schlechte Velo, der Verkehr, die Randsteine fürs Trottoir strengen schon an, obwohl ich nicht wirklich weit gefahren bin.
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Rückblick Veloreise Pazifik
Die Entscheidung im Herbst dem Pazifik entlang nach Süden zu fahren war genau richtig, denn so hatte ich immer schönen Rückenwind und die Temperaturen waren mehr oder weniger angenehm. Nicht so richtig bewusst war mir, dass der kalte Pazifik so einen Einfluss auf das Wetter hat. Im Sommer ist laut lokaler Aussage die ganze Küste mit Nebel bedeckt, somit war der Herbst schon viel besser.
Dank Obama wurden viele neue Velowege gebaut, aber halt nur in den Städten. Die Kennzeichnung der offizellen Küstentour ist nicht schlecht, so fahren alle Velos etwa denselben Weg, man trifft sich und die Autos wissen, dass hier Velos unterwegs sind.
Apropos Autos: die sind teilweise extrem laut. Zumindest gibt es nur wenige stinkende Dieselfahrzeuge. In Europa sind die eine Zumutung.Die Küstenfahrt ist als gesamtes gesehen recht abwechslungsreich, die Teilabschnitte können sich aber dich sehr in die Länge ziehen. Kalifornien z.B. ist extrem lange mit häufig sehr ähnlicher Küste. Da leidet teilweise die Motivation, man möchte lieber mal wieder was anderes sehen. Besonders schön ist die Küste von Oregon mit den Steilklippen. Gemütlich zum fahren ist die Strecke von Vancouver zur olympischen Halbinsel. Die ist landschaftlich schön und recht flach. Absolut beeindruckend ist eine Fahrt durch die Redwoods, da kommt man sich so klein vor. Der Highway 1 ist zwar schön, aber mit dem Velo mühsam wegen den nicht endenden Steigungen.
Beim Gepäck hatte ich eine sehr gute Nase und alles mitgenommen, was ich brauche. Wichtig sind Werkzeug, insbesondere zum Platten flicken, etwas zum Kleider waschen und ein Zelt mit Matte und Schlafsack. Ohne Zelt ist die Reise kaum machbar, ausser man bucht alle Hotels im Voraus und fährt dann genau soweit. Zum Zelt gehört natürlich auch ein Kocher. Die Bratpfanne hat sich auch bewährt. Der Anhänger ist so halb empfehlenswert. Einerseits ist er ganz praktisch um einen Rucksack zu transportieren, andererseits bringt er zusätzliches Gewicht und bremst doch massiv. Ich würde also eher das normale Setup mit Seitentaschen empfehlen.
Die Veloreise durch die USA ist schon speziell, das ist das Land von Autos und ungesundem Essen. Beides ist nicht so optimal zum Velofahren. Die Kalorien verbrennt man zwar schon, aber selbt kochen ist trotzdem pflicht. Zum kochen bin ich meistens zu faul, also esse ich rohes Gemüse und Früchte.
