Nach dem Aufstehen mache ich eine spannende Tour durch den Campingplatz: es grasen Rehe, ein schmaler Weg führt zur Küste und oberhalb gibt es eine Festung aus dem 2. Weltkrieg.


Da ich mit dem halb kaputten Velo nicht in die Wildnis fahren will und die Zeit sowieso recht knapp ist um den ganzen Park zu unrunden, beschliesse ich umzudrehen und erstmals das Velo flicken zu lassen. Das heisst auch, Abschied zu nehmen von Carol und Mike. Zuvor schaue ich aber noch den Strand an und mache mich dann auf direktem Weg auf nach Port Angeles. Der Veloladen hat offen und kann mir sogleich ein neues Schaltkabel installieren. Zur Sicherheit neheme ich noch ein Reservekabel mit.
Nun will ich aber die Zeit fürs Tauchen nutzen und da es in Port Angeles nichts gibt, nehme ich den Bus zurück nach Port Townsend. Die Busfahrer sind alle sehr nett und lassen mich mit allem Gepäck und dem Anhänger in den Bus rein. Für das Velo gibt es einen Halter vorne am Bus.
In Port Townsend mache ich mich im ersten Tauchladen über die Tauchmöglichkeiten schlau, aber so wie es aussieht muss ich nach Seattle gehen. Also gibt’s mal wieder ein Hotel und morgen wird weitergeradelt.

Zum Abendessen teste ich die lokale Pizzeria aus: die Pizzas sind nicht schlecht, aber sehr sättigend. Nach etwas mehr als der Hälfte einer mittelgrossen Pizza ist schluss. Den Rest gibt’s dann morgen Mittag. Recht vielen Leuten sieht man die riesigen Portionen auch an: die Mehrheit sieht zwar normal aus, aber ich sehe doch recht häufig Personen, die den einen oder anderen Zentner zu viel auf den Rippen haben.
Da ich heute im Hotel übernachte ist Wasch-, Lade und Internettag. Alle Kleider werden gewaschen, die Akkus aufgeladen, die Karten heruntergeladen und die Fotos gesichert. Leider bleibt auch heute keine Zeit um die Fotos auf Flickr hochzuladen.
Distanz: 35km
Category: USA
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Und wieder retour
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Port Angeles
Die Sonne kommt heute wieder mit voller Kraft hoch und trocknet das Zelt. Wir nehmen es trotzdem gemütlich und fahren erst gegen Mittag los. Mike nutzt die Zeit um die Übernachtungsmöglichkeiten zu erkunden, da wir in weniger besiedelte Orte gehen.9 In Port Angeles finden wir sogar alles was wir brauchen: einen Velomech, Gaskartuschen für die Gaskocher und eine Tasche für meinen Gepäckträger, da der Platz in meinem Rucksack zu knapp ist für grosse Essensportionen.
Im Veloladen kaufe ich mir sogar noch einen Reserveschlauch für den Anhänger und pumpe die Räder auf 4.5 Bar. Der Druck war vorher einiges Tiefer, und nun rollt alles wunderbar.
Nach einem ausgiebigen Mittagessen fahren wir weiter durch die Wälder und über Brücken. Jetzt kommen wir so richtig in die Natur. Das gefällt meiner frisch reparierten Gangschaltung nicht wirklich, und das hintere Schaltkabel reisst. Ich kann also nur noch im 8. Gang fahren und werde irgendwie sauer über die Technik. Zum Glück geht es meistens flach weiter und ich kann ohne grössere Probleme zum Campingplatz fahren.
Dort angekommen kann ich das Kabel sogar behilfsmässig reparieren indem ich den abgerissenen Teil wieder anschraube und die Justierung an den Anschlag bringen. So funktipnieren immerhin 7 von 8 Gängen, und vor allem auch der tiefste.
Der Campingplatz ist direkt am Meer und es wird sicher schön hier zu übernachten.

Distanz: 46km -
Olympia Discovery Trail
Gegen den Morgen ziehen Wolken auf und nicht die wärmende Sonne. Da wir das Grunstück um 9:00 verlassen müssen, frühstücken packen alle schon früh. Sie haben Muffins organisiert. Die Experten können mir sogar zeigen, wie ich mein Velo mit Anhänger hinstellen kann, ohne dass es umfällt. Das Zelt ist schnell zusammengepackt und wir ziehen nach einer kleinen Einkaufstour weiter. Die riesigen Packungen sind schon krass: ich kann kaum was kaufen, weil es einfach viel zu viel wäre. Aber eine Gaskartusche für meinen Kocher kann ich leider nirgendwo finden.
Wegen der Bewölkung ist es heute viel kälter als die letzten Tage. Während der Fahrt ist es genau richtig um kaum zu schwitzen, aber bei den Pausen kühlt man schon stark ab.

Weiter geht es durch Wälder, entlang der Küste und schon bald dem Olympic Discovery Trail entlang, welcher paralell zum Highway 101 geht. Die Brombeeren am Wegrand sind sehr verführerisch und ich kann nicht wiederstehen.
Da meine Gangschaltung vom umfallen ein bisschen verbogen ist, steuern wir einen Veloladen an. Dort angekommen merken wir erst, dass es ja Sonntag ist und er geschlossen ist.
Der Gegenwind wird nun stärker und für mich ziemlich mühsam, da die Hälfte der Gänge nicht funktioniert. Aber meine Weggefährten finden auf “Warm showers” einen gratis-Platz zum campieren mit einer warmen Dusche. Als wir ankommen wird sogar Live-Musik gespielt. Das Land gehört einem pensionierten Amerikaner, der gerne Reisegeschichten hört und Leute beherbergt. Hier sind auch noch andere Reisende aus aller Welt. Wir bekommen sogar ein gratis Abendessen.
Ich hätte mir nicht vorgestellt, dass ich an solchen Orten übernachten werde.
Da es sehr schnell kalt wird, verdrücke ich mich früh ins Zelt im meinen warmen Schlafsack.
Distanz: 69km -
Mehr Velofahrer
Die Nacht im Zelt war wunderbar und ich habe gut geschlafen. Da wir immer noch dieselben Pläne haben, reise ich weiter mit Mike und Carol nach Süden.

Die Temperatur geht schnell nach oben nachdem wir gestartet sind. Das hat auch damit zu tun, dass wir es gemütlich nehmen und erst nach 10:00 abfahren. Gegen Mittag strömt uns plötzlich der Duft frischer Faffeln in die Nase. Hungrig gehen wir der Sache nach und finden einen Bauernhof, der Glace in frischen Cornets verkauft. Die sind wirklich riesig, sogar für amerikanische Verhältnisse.
Weiter geht es an vollbehangenen Brombeerstauden, weiten Feldern, mit Schwemmholz übersähenen Stränden, Seen und immer wieder dem Blick auf den Pazifik und Vancouver Island im Hintergrund.Die Fähre verpassen wir leider ganz knapp, aber dafür treffen wir eine Gruppe Velofahrer, die auch auf sie Fähre warten. Sie gehören zu einem Veloverein, die einen Platz gemietet haben und dort campieren. Die Einladung sie zu begleiten nehmen wir gerne an und somit hat sich die Suche nach einem Campingplatz auch erledigt. Beim gemeinsamen Nachtessen werden fleissig Geschichen über Velotouren getauscht und ich bekomme auch ganz viele Tipps für meine Tour.
Distanz: 50km -
Camping
Nach einem gemütlichen Frühstück mit Pancakes mache ich mich auf den Weg durch die Stadt zu dem Wald an der Küste. Nach einiger Zeit treffe ich ein amerikanisches Ehepaar, welches auch mit dem Fahrrad unterwegs ist. Von Vancouver nach Portland. Da wir etwa gleich schnell, gleich weit und in die gleiche Richtung fahren wollen, beschliessen wir zusammen zu fahren. Die Fahrt geht durch kühle, schattige Küstenwälder, danach durch flache Ebenen und einem Damm entlang. Dort picknicken wir und geniessen die Brombeeren, die überall wachsen.

Die Temperaturen steigen langsam auf 25-30° als wir weiter über eine Brücke auf eine Insel fahren, und es kommen auch noch so steile Passagen, dass wir schieben müssen. Für die Amerikaner ist das ungewohnt, aber ich kenne das schon zur Genüge von Italien. Nach einem kleinen Abstecher zu einem nicht existierenden Campingplatz finden wir den richtigen. Der ist zwar ausgebucht, aber für erschöpfte Velofahrer gibt es immer einen Platz!
Sobald das Zelt steht, mache ich mich auf zum Strand und gehe im Pazifik schwimmen. Für etwa 20s. Länger halte ich es in dem etwa 14° kalten Wasser nicht aus. Der See nebenan ist deutlich wärmer und dort halte ich es auch länger aus. Nach einer Dusche und dem Feierabendbier kommt auch schon die Nachtruhe.
Distanz: 73km -
Und tschüss, Kanada
Gestern habe ich es ja fast an die Grenze geschafft, und heute will ich drüber. Um die letzten Kanadischen Dollar loszuwerden kaufe ich noch Sonnencreme Faktor 60 für das Gesicht und Schinken, Brot und Beeren fürs Mittagessen. Bald bin ich an der Grenze und zische an der Schlange wartender Autos vorbei. Als ich abstehe, werde ich von 2 Grenzwächtern freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass ich nicht bei den Autos durch muss, sondern ins Gebäude rein. Auch dort ist eine Schlange, also stelle ich mich an. Bei der Unterhaltung mit den anderen Wartenden fällt ihnen auf, dass ich Essen dabei habe und sie sagen mir, dass ich das Fleisch und die Früchte besser esse, da der Import nicht erlaubt ist. Zum Glück geht die Schlange nur schleppend voran und ich habe genug Zeit um alles zu verdrücken. Beim Fleisch sind die anderen Leute auch sehr hilfsbereit und auch das war schnell genug weg. Endlich am Schalter angekommen geht alles schnell und schon bin ich im Land des unbegrenzten Hubraums.
Apropos Hubraum: schweizer SUVs sind Kleinwagen im Gegensatz zu was hier so rumfährt. Am imposantesten ist ein Wohnmobil in der Grösse eines Buses, welcher ein Auto angehängt hat, das so gross ist wie ein kleines europäisches Wohnmobil.
Dafür ist der Verkehr hier wirklich sehr vorsichtig und die Fahrer sind kaum gestresst. Für Velofahrer also kein Problem. Es hat häufig sogar extra Velostreifen.
Bei perfektem Sonnenschein fahre ich teils dem Meer entlang und teils durchs Land. Direkt an der Küste ist immer ein frischer Wind da, der weiter im Land nachlässt und die Temperatur steigen lässt.

Heute will ich nicht ganz so weit fahren wie gestern und am Abend am liebsten kurz im Meer schwimmen gehen. Deshalb suche ich nach einem Hotel an einem Strand. Dummerweise hat die Ortschaft keinen Strand. Aber ich entdecke ein Hotel mit Pool, und das ist doch ein perfekter Ersatz! Beim schwimmen komme ich auch noch ins Gespräch mit einer Amerikanerin, die von Colorado bis hierher mit dem Auto gefahren ist und sich hier niederlassen möchte. Reisen bietet schon sehr viel Gesprächsstoff. Sie empfiehlt mir auch noch ein italienisches Restaurant, welches ich natürlich sofort probiere. Leider haben sie keine Pizza, aber die Ravioli sind wirklich lecker. Und bei der amerikanischen Portion werde ich sogar satt. Aber wirklich billig ist es nicht: $30 für Ravioli & Bier finde ich eher am oberen Limit. Auch ganz interessant sind die ganzen Hanfläden hier. Scheinbar ist Kannabis legal in Washington.

Distanz: 65km