An die Küste

Da ich immer noch etwas vom Land sehen möchte, fahre ich auf den Landstrassen Richtung Zuhause.
Mein Navi meldet sich auf einmal: Ich habe einen 30min schnelleren Weg gefunden! Möchtest du den nehmen? Ja? Ja? Bitte!
Ok, dann halt. Nach 3km rechts abbiegen und nach einigen Kilometern wird die Strasse unbefestigt. Da ich von gestern noch genug habe von solchen Strassen, denke ich schon übers umdrehen nach, fahre trotzdem noch ein Stück weiter. Siehe da: schon ist wieder Asphalt.
Bis jetzt waren die Strassen immer gut in Bosnien, das nächste Stück ist jetzt aber ein rechtes Flickwerk. Doch es kommt besser.
Zum Mittagessen koche ich mir an einem Ort mit schöner Aussicht eine abgelaufene Suppe. Diesmal schmecke ich das aber nicht.
Übernachten möchte ich gerne am Meer, also ziele ich nun auf den auf den Norden der Adria mit Rijeka.
Nach Kroatien komme ich genau bei Plitvice, hätte ich das gewusst, dann hätte ich mir den Abstecher vorher sparen können.
Hier rennt ein Eichhörnchen auf die Strasse so schnell es kann um einen Föhrenzapfen in Sicherheit zu bringen. Ich kann nicht mehr ausweichen; unter dem Vorderrad zerknirscht der Zapfen und unter dem Hinterrad etwas weicheres. Manchmal bringt Schildkrötentempo einfach mehr Sicherheit.
Während es in Bosnien immer wieder Blitzkästen gab und die Polizei präsent war, ist hier in Kroatien das Raserparadies. Das nutzen die Einheimischen auch aus. Ich habe andere Pläne: ich will 700km mit einer Tankfüllung schaffen, das ist genau bis an die Küste wo es viele Tankstellen hat. Um den Verbrauch witerhin bei etwa 4.3l/100km fahre ich mit 80km/h weiter und lasse mich fleissig überholen.
Nach etwa 720km und mit einer Reserve von 20km fülle ich 31l auf.
An der Küste zeigen sich nun die verschiedenen Charakteren der Fahrer: vor mir fährt ein Deutscher, der immer gemütlich im die Kurven gurkt. Von hinten möchte ein Lieferwagen uns beide am liebsten anschieben. Im 6. Gang will ich den Deutschen überholen, schaffe ich es nicht weil er jetzt Vollgas gibt. Also schalte ich bei der nächsten Gelegenheit halt runter. Der Lieferwagen hinter mir macht dasselbe und überholt auch mit bei einer Kreuzung.
Nach einer Pizza ziehe ich in ein günstiges Hotel am Meer, welches sich als internationales Halbpensions-Altersheim  entpuppt. Ist nicht weiter schlimm, denn das garantiert ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ich habe sicher Ruhe in der Nacht. Jetzt gehe ich eine Runde schwimmen.

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