Category: Croatia

  • In die Alpen

    Wie erwartet stürzt sich das Altersheim gleich zur Eröffnung auf das Frühstücksbuffet. Ich komme ein wenig später als der Andrang weg ist.
    Heute ist das Motto auf dem schnellsten Weg in die Alpen. Also über die Autobahn. Die 2 Grenzen sind schnell überquert und schon bin ich in Italien.
    Der ganze Schwerverkehr rollt hier über die Autobahn, die rechte Spur ist voll. Als die auf einmal stehen zeichnet sich ein Unfall ab. Wenig später steht auch die linke Spur und ich kann den Benzinverbrauch im Stau messen: 10l/100km. Ein mit Wein beladener Lieferwagen verliert Ladung und blockiert die rechte Spur.
    Mit 3 Spuren fangen auch die Elefantenrennen an, ich fahre aber witerhin unter 120km/h weil ich Zeit habe, das Motorrad ab 120km/h viel mehr dröhnt und ich erst wieder in der Schweiz tanken will.
    Beim Iseosee gibt’s eine gemütliche Pause. Der See hat einen recht hohen Pegel heute, man sieht dass es viel geregnet hat. Die Wolken und der starke Wind lassen jegliche Lust zum campieren schnell vergehen.
    Ich fahre noch ein Stück weiter Richtung Schweiz und übernachte noch in Italien. Das Hotel hat alles, was man sich so wünscht: günstige Preise, Garage fürs Motorrad und eine Pizzeria.

  • An die Küste

    Da ich immer noch etwas vom Land sehen möchte, fahre ich auf den Landstrassen Richtung Zuhause.
    Mein Navi meldet sich auf einmal: Ich habe einen 30min schnelleren Weg gefunden! Möchtest du den nehmen? Ja? Ja? Bitte!
    Ok, dann halt. Nach 3km rechts abbiegen und nach einigen Kilometern wird die Strasse unbefestigt. Da ich von gestern noch genug habe von solchen Strassen, denke ich schon übers umdrehen nach, fahre trotzdem noch ein Stück weiter. Siehe da: schon ist wieder Asphalt.
    Bis jetzt waren die Strassen immer gut in Bosnien, das nächste Stück ist jetzt aber ein rechtes Flickwerk. Doch es kommt besser.
    Zum Mittagessen koche ich mir an einem Ort mit schöner Aussicht eine abgelaufene Suppe. Diesmal schmecke ich das aber nicht.
    Übernachten möchte ich gerne am Meer, also ziele ich nun auf den auf den Norden der Adria mit Rijeka.
    Nach Kroatien komme ich genau bei Plitvice, hätte ich das gewusst, dann hätte ich mir den Abstecher vorher sparen können.
    Hier rennt ein Eichhörnchen auf die Strasse so schnell es kann um einen Föhrenzapfen in Sicherheit zu bringen. Ich kann nicht mehr ausweichen; unter dem Vorderrad zerknirscht der Zapfen und unter dem Hinterrad etwas weicheres. Manchmal bringt Schildkrötentempo einfach mehr Sicherheit.
    Während es in Bosnien immer wieder Blitzkästen gab und die Polizei präsent war, ist hier in Kroatien das Raserparadies. Das nutzen die Einheimischen auch aus. Ich habe andere Pläne: ich will 700km mit einer Tankfüllung schaffen, das ist genau bis an die Küste wo es viele Tankstellen hat. Um den Verbrauch witerhin bei etwa 4.3l/100km fahre ich mit 80km/h weiter und lasse mich fleissig überholen.
    Nach etwa 720km und mit einer Reserve von 20km fülle ich 31l auf.
    An der Küste zeigen sich nun die verschiedenen Charakteren der Fahrer: vor mir fährt ein Deutscher, der immer gemütlich im die Kurven gurkt. Von hinten möchte ein Lieferwagen uns beide am liebsten anschieben. Im 6. Gang will ich den Deutschen überholen, schaffe ich es nicht weil er jetzt Vollgas gibt. Also schalte ich bei der nächsten Gelegenheit halt runter. Der Lieferwagen hinter mir macht dasselbe und überholt auch mit bei einer Kreuzung.
    Nach einer Pizza ziehe ich in ein günstiges Hotel am Meer, welches sich als internationales Halbpensions-Altersheim  entpuppt. Ist nicht weiter schlimm, denn das garantiert ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ich habe sicher Ruhe in der Nacht. Jetzt gehe ich eine Runde schwimmen.

  • Zu dritt unterwegs

    Nach einem riesigen Frühstück mache ich mich auf den Weg zur Grenze. An der letzten Tankstelle fülle ich nochmals auf um die letzten Kuna loszuwerden. Dort treffe  ich ein deutsches Paar, welches auch auf dem Weg in den Süden ist auf dem Motorrad. Wir beschliessen eine Weile zusammen zu fahren und fahren weiter an die Grenze zu Montenegro. Dort treffe ich wieder die 5 berner Motorradfahrer. Beim Grenzübertritt werden auch die Fahrzeugpapiere kontrolliert, was ein wenig länger dauert. Schlussendlich kommen wir gut durch und fahren weiter der Küste entlang. Die erinnert mich ein wenig an Nordkalifornien, wegen der bewaldeten, ins Meer abfallenden Hügel. Nur ist hier alles stärker zugebaut.
    Ein Restaurant zu finden für die Mittagspause ist nicht ganz einfach, denn vieles ist noch zu. Etwa 40km vor der Grenze zu Albanien finden wir eins. Doch die Grenze zu finden geht dann doch nicht so schnell: die Küstenroute führt uns zu unpassierbaren Baustellen in einer Stadt. Dort rät uns ein deutschsprechender Rollerfahrer, wir sollen besser umdrehen und durchs Land fahren. Diese Strasse ist nur dank Navi zu finden, sehr schmal, kurvig aber gut asphaltiert.
    Da es nun schon späterer Nachmittag ist, fahren wir an den Shkodrasee zu einem Campingplatz. Dem Wetter trauen wir aber nicht, deshalb beziehen wir schon aufgebaute Zelte mit richtigen Betten drin. Für 24€ kann man nichts sagen. Auch das Essen ist sehr günstig.

  • Dubrovnik

    Zelten hat einen Vorteil: wenn der Zeltplatz leer ist, dann hat man sicher nichts vergessen. Gepackt habe ich zwar schnell, doch die Socken sind erst um 10:00 trocken. Das gibt mir Zeit ein Experiment vorzibereiten: ich montiere die Solarzellen auf den rechten Koffer und schliesse die wieder halb leere Power Bank an, denn die wurde über Nacht vom Handy geleert.
    Nun muss erstmal Split durchquert werden. Das Navi braucht’s nicht, denn überall stehen Schilder nach Dubrovnik. Verfehlen kann ich es also kaum. Nach der Stadt kommt nach einiger Zeit wieder kurvige Küstenstrasse, also genau perfekt für mich. Nervend sind einzig die vielen Camper, die hier vor sich hin bummeln. Die Franzosen sind da sehr realistisch und nennen die Dinger “Caravan”, sicher wegen der langen Karavane, die sie hinter sich her ziehen.
    Eine Gruppe von 5 Berner auf Töfffahrer hat genau denselben Parkplatz ausgesucht wie ich und sind auch nach Griechenland unterwegs.
    Zum Mittagessen habe ich noch Bolognaise übrig, was zum kochen verpflichtet.
    Dubrovnik selbst ist die Stadt, an der man am schnellsten vorbei kommt. Auf dem Hügel auf der Hauptstrasse zieht man einfach vorüber.
    Meine Routenplanung kommt zum Schluss, dass ich am südlichen Ende von Kroatien übernachte um die hiesige Währung zu verbrauchen. Die Hotels hier sind recht teuer, mit fast 100€, und ein deutsches B&B ist mit 65€ auch nicht gerade billig. Die Besitzerin meint, dass die lokale Wäscherei ihr Monopol ausnutzt und horrende Preise verlangt. Die Bettwäsche kann sie nicht selbst bügeln. Da ich mein Geld lieber den kleinen Gaststätten gebe, ziehe ich ins eigentlich noch gar nicht offene B&B ein.
    Am Abend ist die Temperatur perfekt für Spaziergänge.

  • Pause

    Im Zelt konnte ich wunderbar schlafen, auch wenn die Strasse recht laut ist und der Campingplatz in der Anflugschneise des Flughafens Split ist. Ohrenstöpsel helfen.
    Frühstück habe ich vorsorglich gestern gekauft, und danach schaue ich das Städtchen nebenan an. Die Strasse dorthin hat kein Trottoir, aber ist abwechselnd 30er und 20er Zonen. Nur kratzt das kaum jemanden hier, und dementsprechend vorsichtig muss man gehen. Zumindest hört man die Autos und Roller von weitem.
    Die Stadt Trogir hat einen kleinen Altstadtkern auf einer Insel. Ist ganz hübsch, aber auch nichts besonderes. Ich schlendere ein wenig herum, kaufe ein und esse zu Mittag.
    Wider zurück ist Waschtag angesagt und danach die Wäsche trocknen lassen. Da diese Arbeit keine aktive Hilfe von mir benötigt, faulenze ich am Strand unter einem Baum und probiere die Solarzellen aus um das Handy und die Powerbank zu laden. Das klappt sehr gut, auch wenn die Power Bank noch länger laden könnte.
    Schwimmen im Meer ist auch Pflicht und muss getan werden. Da ich am campieren bin, will ich auch mal wieder selbst kochen. Es gibt Pasta Bolognaise, das kann ganz einfach in einer Pfanne zubereitet werden.
    Nach einem kurzen Gespräch mit anderen Motorradfahrern erkundige ich die andere Richtung und schlendere dem Strand entlang. Hier hätte ich sogar ein SUP mieten können, aber jetzt ist es zu spät. Ein wenig ausserhalb des Dorfes kann ich den Sonnenuntergang am Strand mit der Kamera einfangen.

  • Plitvice

    Der Morgen beginnt bewölkt und mit ein wenig Regen. Ich fahre trotzdem zu den Wasserfällen und parkiere das Motorrad unter den Bäumen. Für Motorräder sind die Parkplätze sogar gratis. Dann also rein in den Park, der mit etwa 25.- nicht ganz so billig ist. Die ersten Wasserfälle sind direkt unter dem Eingang und sehr imposant. Dank des drehbaren Bildschirms meiner Spiegellosen Kamera kann ich Fotos aus allen Perspektiven schiessen. Und dank ruhiger Hand und Bildstabi sogar recht lange belichten.
    Dann wandere ich gemütlich hoch an verschiedenen Wasserfällen vorbei. Am besten gefällt mir hier, dass alles naturbelassen ist ausser natürlich den Wegen. Das kristallklare Wasser fliesst in Wasserfällen durch Wälder durch und sammelt sich immer wieder in blauen Teichen und Seen. Hier zu tauchen wäre sicher schön, denn die Sicht ist sehr gut unterwasser.
    Bei einem grösseren See angelangt gibt’s eine positive Überraschung: das Parkticket ist auch gültig für das Schiff zu den oberen Wasserfällen. Auch die sind wunderschön, etwas ähnliches habe ich noch nie gesehen. Die Niagarafälle haben zwar mehr Wasser, aber die hier sind viel schöner.
    Zuoberst fährt ein Bus bis fast zu meinem Parkplatz runter, und zwar gratis. Da es schon Mittag ist, gönne ich mir noch etwas Junkfood und mache mich wieder auf den Weg. Geregnet hat’s zum Glück nicht mehr, so belibt der Helm trocken.
    Das Ziel ist wieder die Küste, und zwar bei Zadar. Zuerst muss jetzt das grüne Landesinnere durchquert werden, denn ich bin fast in Bosnien. Das ist sehr grün mit dem einen oder anderen See und auch ein Regenguss kommt ab und zu. Das hört sofort auf, als ich über einen kleinen Pass zur Küste runter fahre. Ein starker Föhn bläst und lässt die Temperatur um etwa 10° auf fast 30° steigen.
    In Zadar schaue ich nur kurz rein und suche vergeblich nach einem Brunnen. Also steige ich wieder auf und fahre weiter in den Süden. Der Regen hat’s nun auch über den Pass gewagt und nässt mich ein wenig. Doch das Motorrad ist schneller und so kann ich dem Regen entfliehen. Bei einem Supermarkt kaufe ich mir gleich eine 6l Flasche Wasser damit ich immer genug habe und eine Melone mit Rohschinken. Die verspeise ich dann genüsslich zum Abendessen auf einem Rastplatz, wo sich ein deutsches Ehepaar auf Motorrädern zu mir gesellt. Sie haben eine Woche all-inclusive gebucht für 200€ pro Person und fahren nun mit den Motorrädern dorthin. Ich möchte eigentlich 2 Tage lang campieren, doch der Regen macht mich etwas skeptisch. Er meint aber, das sei hier die trockenste Gegend von Kroatien, und die Regenwolken sind schon weit weg. Also suche ich einen Campingplatz in der Nähe von Split und buche gleich 2 Nächte.
    Nun kommt der Stess: Zelt aufstellen, im Meer schwimmen und duschen. Klappt alles und das Meer ist sogar wärmer als erwartet. Das Wasser ist hier weniger salzig als im offenen Meer, eher wie in einem finnischen Fjord.

  • Alles Landstrasse

    Auch nach ganz viel Schlaf bin ich noch müde. Scheinbar ist auch Motorrad fahren nicht ganz ohne, denn die Müdigkeit kommt von meinen Aktivitäten. Das Gesicht meldet auch, dass es gestern genug Sonne bekommen hat. Scheinbar lässt das Visier auch ein wenig UV Strahlung durch. Heute muss ich also vorsichtig eincrèmen, so dass der Helm nichts ab bekommt.
    Auf meiner Liste stehen noch die Wasserfälle von Plitvice, und dahin will ich jetzt. Aber gemütlich über die Landstrasse. Das Navi ist programmiert und will mich fast über Triest schicken. Das ist kein Problem, dann fahre ich einfach in meine bevorzugte Richtung und irgendwann wird das Navi schon aufgeben.
    Der Strassenbelag scheint aus einer Art Speckstein zu bestehen, jedenfalls reiben sich die Steinchen im Asphalt schnell ab und glänzen. Auch ohne Regen ist die Strasse sehr glatt, so dass ich in den Motorradstiefeln fast ausrutsche. Das Motorrad findet zum Glück mehr Halt.
    Die Halbinsel ist durchquert, was nun folgt ist eine wunderschöne, kurvige Fahrt der Küste entlang. Danach kommt eine kleinere Autobahn auf der anderen Seite bis es einen Pass hoch geht. Leider mit viel Schwerverkehr und nur wenig Gelegenheiten zum überholen.
    Auf der anderen Seite des Passes zeigt Kroatien ein anderes Gesicht: vom mediterraen Flair wechselt es zu einer grünen, eher Mitteleuropäischen Landschaft. Dörfer gibt es immer weniger, dafür immer mehr Ruinen. Diese scheinen aber nicht im Krieg zerstört worden, sondern einfach aufgegeben oder teilweise auch abgebrannt.
    Plitvice erreiche ich zu spät als dass es sich noch lohnt rein zu gehen. Ich fülle den Tank auf und suche ein Hotel in der Umgebung, damit ich morgen früh starten kann.

  • 4 Länder, 4 Grenzübertritte

    Über Nacht hat’s geregnet und es ist immer noch dran. Nach dem Frühstück ist es zum Glück fertig damit. Nach einigen Kilometern ist die Strasse sogar trocken.
    Das Ziel ist der Süden, doch da ist noch ein Rest Alpen im Weg. Natürlich gibt’s da einen Pass, und der ist sogar gratis. Raus aus Österreich, rein in einen Nationalpark in Slovenien. Da gibt’s gleich den nächsten Pass, und der hat’s in sich: viele Kurven aus Pflasterstein, so holprig dass ich froh bin mit der GS den perfekten Töff zu haben dafür. Und dass es nicht regnet. Schnee liegt noch bis auf etwa 1000m runter, und der Ausblick ist herrlich.
    Auf der anderen Seite runter wächst allmählich ein türkisblauer Bach zu einem Fluss heran, welcher viele Kanufahrer anzieht.
    Das Mittagessen wird unterwegs auf einer Bank serviert, denn ich habe mir einen Sandwichbausatz gekauft.
    Das Meer ist nicht mehr weit, nur noch einige Dutzend Kilometer und einen Grenzübertritt weit weg. Nach der Grenze bin ich im Land wo eine Autokolonne mit 70km/h in der 50er Zone fährt und ein Auto will die Kolonne überholen. Das ist Italien. Wobei die Tempolimiten hier teilweise sinnlos tief sind: auf dem Autobahnviadukt nur 50.
    Dem Meer entlang fahre ich durch Triest ohne anzuhalten. Die Stadt sieht ganz schön aus, aber ich will weiter nach Slowenien, welches ich nach einem Hügel erreiche. Der 2. Teil von Slovenien ist schnell durchquert und nach der Grenzkontrolle fahre ich auch schon durch Kroatien. Hier lockt mich das Meer, und ich suche auf dem Navi ein Hotel an einem schönen Ort und mit schönem Namen. Normalerweise wird daraus nichts, aber hier hilft der Zufall mit und ich checke im 4-Stern-Hotel Villa Rosetta ein.
    Badehose anziehen und ab ins Meer. Das Wasser ist gefühlt etwas unter 20° und definitiv erfrischend. Für eine kleine Schwimmrunde reicht es allemal. Den Abend verbringe ich ganz gesund mit gemischen Thonsalat und einem Spaziergang.