Diese Nacht war die erste direkt am offenen Pazifik auf dieser Reise. Wenn im Umkreis vom einem Kilometer gerade kein Auto fährt, kann ich die Wellen rauschen hören. Da die Autos hier aber eben sehr laut sein können, musste ich mit Ohrenstöpseln schlafen und eben nicht mit Meeresrauschen. Es gibt hier vor allem Pickup Trucks mit dicken, wenig gedämpften Motoren. Das tönt dann etwa so, wie man sich eine Harley mit 6l Hubraum vorstellen würde. Bei den gefühlt kartondicken Wänden der Häuser hier weiss man also sogar im Wohnzimmer wer wo durchfährt.
Den Morgen gehe ich gemütlich an und lasse mal das Zelt schön trocknen bevor ich es komplett putze. Danach fahre ich dem Strand entlang in Park “Kapp der Enttäuschung”. Dies hat eine alte Geschichte, da hier die Expedition von Lewis und Clark auf den Pazifik gestossen ist und die enttäuscht waren von dem, was sie hier vorfanden. Wobei mir die Landschaft ganz gut gefällt, und auch das Wetter nicht besser sein könnte. Im Wald raschelt etwas unter dem Laub auf der Strasse und ich erkenne die kleine Schlange leider zu spät. Ich denke, das hat sie nicht überlebt.


Meine Stunden im Staat Washington sind gezählt als ich mich der riesig langen Brücke von Astoria über den Colombia River mit seiner roten Färbung nähere. Zuvor halte ich noch kurz und kann gleich ein Spektakel miterleben. Ein Schwarm Pelikane ist am fischen und stürzt sich immer wieder im Sturzflug ins Wasser. Die Brücke ist 6km lang und steigt am Ende steil auf und um Glück gibt es für mich einen dünnen Radstreifen. Weniger Glück hatten über ein Dutzend Vögel und nahmen ein jähes Ende in einer Windschutzscheibe. Das Resultat davon liegt über die ganze Brücke auf meinem Velostreifen verteilt.




Nun ist der erste Bundesstaat Washington erfolgreich durchquert und Oregon ist als nächster an der Reihe. Dieser Staat ist für 3 Dinge bekannt:
– keine MWST
– Hanf ist legal
– Die Küstenlinie
Das erste hilft mir wenig, da ich schon alles habe und nicht mehr transportieren kann. Zumindest bezahlt man hier ausnahmsweise mal den angeschriebenen Preis im Laden. Das zweite interessiert mich nicht und wegen dem dritten bin ich da. Die Routenplanung ist ganz einfach: für ein paar Wochen dem Highway 101 folgen, dann auf der Passhöhe rechts abbiegen und dem Highway 1 für ein paar Wochen folgen.
Da ich spät abgefahren bin und die letzten Tage gut vorwärts gekommen bin, nehme ich ein Hotel in der Ortschaft mit dem klingenden Name “Seaside”. Nach einem Spaziergang am Meer und ganz vielen Fotos vom Sonnenuntergang mache ich es mir noch im Hotelpool, der SPA und dem Sauna bequem. Das mag ich definitiv an den amerikanischen Hotels, dass sie solche Einrichtungen fast standardmässig haben. Die Sauna ist irgendwie kaputt. Sie ist zwar schon heiss, aber mit schwizten ist nichts. Vielleicht liegt es auch an mir. Aber die 40°C heisse SPA bringt mich definitiv zum schwitzen. So mag ich einen Abend.



Distanz: 59km
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