Rückblick Kuba

Kuba nimmt sicherlich einen besonderen Platz unter den Ländern Lateinamerika ein. Es ist um einiges sicherer als die meisten anderen Länder, obwohl viele Leute sehr arm sind.

Der Sozialismus hat massive Spuren hinterlassen: eine Kluft zwischen den Hautfarben wie z.B. in den USA scheint es hier viel weniger zu geben. Auch die typischen riesigen Denkmäler sozialistischer Staaten sind allgegenwärtig. Die hohe Bildung bemerkt man z.B. bei den Bilderverkäufern in den Märkten. Die Maler verstehen alle ihr Handwerk viel besser als in den anderen Ländern.
In den Geschäften ist der Sozialismus extrem gut zu sehen: von den meisten Produkten gibt es genau eine Marke und eine Auswahl, wenn überhaupt. Häufig fehlen auch ganze Kategorien. Auffällig ist auch, dass es keine Glühbirnen mehr gibt. Überall sind genau dieselben Stromsparbirnen verschraubt. Beim Bier gibt es genau 2 Sorten: das leichtere Cristal und das stärkete Bucanero. Zumimdest sind die Verpackungen recht ansehnlich gestaltet, so dass man die Planwirtschaft nicht von weitem riecht.

Auch das jahrzehnte andauerne Wirtschafsboykot hinterlässt sichtbare Spuren. Viele neue Autos sind seit Anfang der 60er nicht mehr importiert worden. Die alten werden mit allen Mitteln am Leben erhalten. Das macht natürlich den Charm von Kuba aus und dafür ist es ja auch bekannt. Die Autos werden dadurch aber auch teurer, was zur Folge hat, dass auf dem Land immer noch mit Pferden und Kutschen gearbeitet wird. Auch ein öffentliches Transportsystem wie in allen Mittelamerikanischen Ländern existiert kaum. Die Leute stehen am Strassenrand und machen Autostopp. Stau hätte ich auch nie gesehen, dafür gibt es einfach zu wenige Autos. Havanna selbst ist ein extremes Beispiel für den Zerfall: viele Gebäude in der Altstadt sind nicht nur baufällig, sondern teilweise zusammengestürzt. Trotzdem ist alles bewohnt.
Die Internetverbindung hier ist auch so eine Sache. Es gibt unterdessen ein Unterseekabel nach Venezuela, aber Private Internetanschlüsse gibt es kaum. Man muss zu einem öffentlichen Wifi Hotspot gehen, der häufig von Hotels betrieben wird, und sich dort mit einer Karte für $2/h anmelden. Dies gilt nicht nur für Touristen, sondern auch für die Einheimischen. Mobildaten gibt es scheinbar nicht oder nur viel zu teuer. Swisscom Roaming wäre CHF 100 für 200MB an Daten, und das bei einem kaum funktionierenden Netz. Irgendwelche Zensuren hätte ich nicht gemerkt, gesucht habe ich aber nicht danach. Meiner Meinung nach sollte Kuba hier massiv nachbessern, denn gerade für Touristen ist schnelles Internet ein Muss.
Amerikanische Firmen und Traditionen sucht man hier vergebens. Touristisch ist Kuba auf Europa ausgerichtet und dementsprechend sind auch z.B. die Speisen im Restaurant.

Wer noch den alten Charme von Kuba erleben möchte, der hat meiner Ansicht nach noch viel Zeit. Das ganze Land zu modernisieren dauert noch Jahre, und naja, in Kuba eher Jahrzehnte. Dazu kommt, dass der Tourismus in Kuba immer wichtiger wird. Da die Touristen eben explizit das alte Kuba sehen wollen, wird es auch so erhalten bleiben. Ich denke sogar, dass eine Kubareise in 10 Jahren noch interessanter sein wird, da bis dann die Infrastruktur für die Touristen massiv verbessert sein wird und alles viel einfacher ist. Naja, und zerfallene Gebäude will ich ja auch nicht unbedingt sehen! Bei den Oldtimern kann ich mir ganz gut vorstellen, dass sie ganz schnell in die USA verschwinden sobald der Markt offen ist dafür. Die Angebote der Sammler dort werden sicher zu verlockend sein. Das wird also spannend werden. Auch wie die Beziehung dann zu den USA sein wird, denn die Amis haben da noch ganz viele Rechnungen von enteigbetem amerikanischem Besitz offen. Und wenns ums Geld geht, da kennen die Amis bekanntlich keinen Spass und keine Verjährungsfrist.

Um möglichst viele harte Devisen einzunehmen, hat sich Kuba dem Tourismus verschrieben. Während der Kriese der 90er wurde eine neue Währung eingeführt, den Peso Convertible, welcher ab den Dollar gekoppelt ist und momentan etwa 25x mehr Wert hat als die nationale Währung. Dies nutzt Kuba klar aus um die Touristen möglichst gut zu melken, eine einstündige Taxifahrt um die Stadt kostet so viel wie ein Lehrer in 2 Wochen verdient. Da auch viele Kubaber Taxi fahren, ist es sicher massiv günstiger für sie. Auch Hotels gibt es unterschiedliche für Kubaner und Touristen. Für die Bevölkerung ist das jetzt ein Problem, denn nun vierdient jeder, der im Tourismus arbeitet plötzlich um Faktoren mehr als jemand, der studiert hat. Und alle, die ein wenig Englisch können, versuchen nun ihr Glück. Man kann auch kaum 100m spazieren ohne von irgendwo “Taxi” zu hören, mit der Zeit wird das richtig lästig. Besonders wenn sie nicht einfach ignoriert werden möchten. Was man auch gut merkt, ist dass niemand will, dass man wie ein Kubaner lebt. Der Tourist hat das Taxi oder den Touribus zu brauchen, nicht den normalen. Auch das richtig günstige Essen gibt es nur in der nationalen Währung. Wobei man an den richtigen Orten auch mit der Touristenwährung recht günstig essen kann.

Auffällig ist, dass es scheinbar an vielem mangelt. Eine Sängerin entschuldigt sich, dass eine Saite ihrer Gitarre kaputt ist. Eine neue zu bekommen sei sehr kompliziert. Im Restaurant gibt es die Hälfte der Speisekarte nicht und auch in den Geschäftern sind die Regale leer oder immer mit dem Gleichen gefüllt. Wobei, wenn man weiss wo und das nötige Kleingeld hat, dann bekommt man alles.

Die alten Autos sind ja schon bekannt. Neben der schönen und nostalgoschen Seite haben sie ist aber auch eine dreckige: die Motoren sind auch nicht neuer und pusten alles möchliche in die Luft. Benziner ziehen eine weisse Rauchfahne nach und die vielen Dieselumbauten eine schwarze. Die Strassen selbst sind in einem erstaunlich gutem Zustand. Schlaglöcher gibt es zwar, aber nicht so viele wie in anderen Ländern. Einzig auf die Schachtdeckel muss man achten, die fehlen gerne mal oder sind durchgerstet. Fussgängerstreifen gibt es auch nirgendwo, man überquert einfach die Strasse nach gutdünken.

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