Es wird Zeit in höhere Gegenden aufzusteigen, denn im Moment bin ich nur auf 2’500m über Meer. Eisenbahn fährt von hier leider auch keine, also wieder der Bus. Mein Ziel ist Puno, aber laut Internet gibt es nur einen Nachtbus dorthin. Also fahre ich nach Juliaca, da gibt es einen gemütlichen Tagesbus.
Kurz nach Abfahrt steigt ein “Verkäufer” ein und versucht mit ewig langem Geschwafel seine gratis-Lehrbücher für Kinder in Mathematik, Englisch und Spanisch loszuwerden. Die ersten paar Minuten höre ich noch zu, aber dann wird es mir zu langweilig.
Arequipa ist die Staustadt schlichthin, der Bus braucht über eine Stunde um dem Chaos zu entkommen. Die angegebene Mindestgeschwindigkeit von 45km/h wird dabei immer unterschritten und liegt zwischen 0 und 5km/h. Ist mir sogar lieber, als wenn der Bus mit 45 durch die Strassen pflügt.
Über wunderschöne Töffstrassen wird jetzt Höhe gewonnen. Die Landschaft wird jetzt auch ein wenig grüner und wir verabschieden uns von der Wüste. Auf 4’500 m ü. M. erreichen wir eine Hochebene. Der Luftdruck liegt hier noch bei 590mBar und man merkt irgendwie schon, dass weniger Luft in die Lungen kommt. Mit der Zeit bekomme ich auch ganz wenig Kopfweh, aber ich bin mir nicht sicher, ob das am Luftdruck oder zuwenig trinken liegt. Da ich lieber nicht auf die Toilette will, trinke ich auch nichts und futtere das feine Riesenpopcorn, dass hier überall verkauft wird. Der Schnee ist nicht mehr viel höher, etwa 500-1000m über der Ebene liegt er.
Dann geht’s wieder ein wenig runter. Auf etwa 4000m scheint die Baumgrenze zu sein. Nach einer wunderschönen Aussicht auf einen See geht’s in die Stadt rein. Viele Strassen sind nicht geteert, was mit dem vorherigen Regen und den Pfützen in einer Schlammschlacht ausartet. Die Hauser stehen alle im Rohbau da ohne jeglichen Verputz und mit ohen herausradenden Betoneisen, damit man noch ein Stockwerk anhängen könnte. Bei all dem Schlamm, Dreck und den hässlichen Häusern hat Juliaca den Titel “Hässlichste Stadt, die ich bis jetzt gesehen habe” redlich verdient!
Obwohl die Stadt hässlich ist, habe ich keine Lust um weiter zu fahren. Eine Unterkunft ist schnell gefunden, ganz viel Wasser getrunken und nun muss der Hunger gestillt werden. Nach nur Popcorn und Panetone brauche ich was fruchtiges. Ein Restaurant hat Fruchtsaläte, ist aber komplett besetzt. Nach einer Runde um die Häuser ist es zwar leer, aber geschlossen. Beim Busbahnhof finde ich sogar ein wenig versteckt meinen Fruchtsalat für einen Franken. Was mir auffällt sind die peruanischen Hochlandfrauen: sie scheinen ihr ganzes Leben lang zu wachsen, zuerst in die Höhe, dann in die Breite. Es ist extrem auffällig, dass die jungen Frauen alle schlank sind und die älteren übergewichtig. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Küchenchefin zuhause auch bestimmt wer wie viel isst. Und da kommt sie selbst nie zu kurz. Bei den Männern ist es viel weniger auffällig.
Die Unterkunft ist nicht geheizt und etwa 14° kalt. Draussen gibt’s am Abend ausser einer Schlammschlacht nichts zu tun. Also gehe ich früh ins warme Bett und schaue noch ein wenig fern. Dabei bin ich erstaunt wie viel ich bei den spanischen Sendern verstehe! Da das Kopfweg nicht weg ist, schalte ich aber schnell wieder ab um zu schlafen.