Blog

  • Weihnachten

    Es versammeln sich viele Leute aus der Umgebung am Strand, denn an Weihnachten zieht es auch Kolumbianische Familien hierher. Überall spielen Kinder und reden die Erwachsenen.

    Am Nachmittag kündigen Stromausfälle und Donner ein Gewitter an, welches dann das Palmwedeldach richtig testet und sofort die Löcher ausfindig macht.

    Den Abend verbringe ich bei der anderen Jugi nebendran. Da hört man ganz haarsträubende Geschichten. Einer der Angestellten war früher mal Drogenschmuggler. Er war Pilot und flog ein kleines Privatflugzeug, welches mit 800kg Kokain und ganz viel Benzin vollgestopft war, in 24h von Kolumbien nach Nordmexiko. Um nicht entdeckt zu werden flog er einige Meter über dem Wasser. Für einen Flug bekam er eine halbe Million Dollar. Das hat er so lange gemacht bis er erwischt wurde und musste 3 Jahre in einem Gefängnis in Venezuela sitzen. Das Geld haben sie ihm wieder abgenommen, und so lebt er nun sein 2. Leben.

  • Heiligabend

    Weihnachten bei 30° ist doch mal was wunderschönes, besonders wenn man im einem abgelegenen Fischerdorf an der Karibik ist. Wobei, ganz so abgeschieden ist man hier nicht, denn es hat Internet. Jedenfalls meistens. Das nutze ich auch aus um mit der Familie ein Videotelefon zu machen, das funktioniert sogar ganz gut!

    Die Polizei fährt auch ab und zu Patroulie am Strand und ist sehr gesprächig. Ein Polizist unterhält sich mit mir etwa eine Stunde lang über Kolumbien, die Schweiz und Musik. Ist wirklich interessant, und so wie es aussieht ist das Kaff wirklich sehr ruhig, denn der Polizist ist öfters hier und quatscht mit den Reisenden. Ist doch schön, wenn die Polizei so nett ist.

    Dann komme ich endlich zum schwimmen im Meer. Die Wellen sind ganz klein hier, wie an einem ruhigen Tag am Mittelmeer. Auch den Rest vom Nachmittag bleibe ich am Strand und mache eine kleine Runde.

    dsc02938

    dsc02949
    dsc02971

    Im Dorfzentrum haben sie riesige Lautsprecher aufgestellt um an Heiligabend gebührlich zu tanzen. Da die Sicherheitslage scheinbar doch nicht ganz so entspannt ist, stehen auch bewaffnete Soldaten hier.

    Am Abend kochen und grillieren die Angestellten für uns. Es gibt was ähnliches wie Cervelat am Spiess, Poulet, zähe Rindsplätzchen, Kartoffeln und einen grillierten Maiskolben. Ist wirklich gut, vor allem für 3 Franken 30. Nach dem Abendessen machen wir noch einen Strandspaziergang in der Nacht. Durch die Lichtverschmutzung sieht man nicht so viel von den Sternen, aber hier in der Karibik ist der Himmel sowieo nicht genug klar dafür.

  • Das Fischerdorf

    Genug Stadt für den Moment, jetzt kommt Weihnachten und ich will dem Rummel entfliehen an einen ruhigen Ort. Die Jugi hier hat auch einen Standort in Rincón del mar. Das reicht mir, also mache ich mich auf den Weg dort hin.

    Zurst geht es mit dem Taxi zum Busbahnhof. Verkehr hat es zwar nicht viel, aber gehupt wird trotzdem fleissig. Zum herumsitzen hat man hier zwar extrem Geduld, aber im Auto fehlt sie dafür umso mehr.

    Mit dem Bus geht’s direkt in den nächt grösseren Ort zu meinem Ziel. Die Busfahrt ist hier selbst ein Erlebnis, es kommen immer wieder Verkäufer in den Bus um die Passagiere mit Essen und Trinken zu versorgen.

    Die letzten Kilometer sind auch die abenteuerlichdten, mit dem Mototaxi, also einem 125er Töff, geht es an den Strand. Die Strasse ist anfangs noch gut, wird dann aber schnell holperiger und mutiert zur Sandpiste. Der Fahrer ist zwar sehr vorsichtig, aber die Stossdämpfer werden trotzdem sehr gefordert. Ich muss mich auch ziemlich gut festhalten.

    Nun bin ich in einem kleinen Fischerdorf an der Karibik mit einem wunderschönen Strand und einer gemütlichen Stimmung. Ganz gemütlich für Weihnachten. Der Strand wird natürlich angeschaut und in der Jugi eingecheckt. Die ist zwar gemütlich, aber auch sehr primitiv. Mit etwa 7 Franken pro Nacht ist das vertretbar.

    img_7481

    img_7492

    img_7496

    Zum Abendessen suche ich ein Restaurant, aber ganz so einfach ist das nicht. Obwohl es schon nach Sonnenuntergag ist, sind noch alle leer. Das ist mühsam, denn die Guten zeichnen sich immer durch viele Gäste aus. Nun kommt die Qual der Wahl, es hat Fisch, Fisch oder Fisch. Ok, Meeresfrüchte gäbe es auch, aber die mag ich nicht. Nach langem überlegen wähle ich Fisch. Der ist wirklich gut und günstig mit 5 Franken für einen ganzen Fisch.

    Die Leute der Jugi geniessen den Abend am Strand, da halfe ich doch gerne mit. Nun habe ich auch Abnehmer für meinen panamesichen Abuelo Rum, den ich für die Segeltour gekauft habe und dann kaum was getrunken habe wegen den Wellen. Da auch viele Raucher da sind, beschliesse ich die kolumbianische Zigarre anzuzünden und den Plan sie am Strand mit Rum zu rauchen zu verwirklichen. Die ist wirklich schön mild, und da man Zigarren ja nicht inhaliert auch verträglich. Der Rauch riecht auch um einiges besser als der von Zigaretten. Aber keine Angst, ich fange nicht an mit Rauchen, wollte das nur mal probieren.

    Nun wünsche ich allen frohe Weihnachten und ein gemütliches Fest!

  • Strandvelo

    Nachdem ich mich so richtig erholt habe von der Segelfahrt, will ich endlich was richtiges unternehmen und die Stadt anschauen. Dazu miete ich mir ein Velo und düse los. Jedenfalls so schnell wie man mit dem typischen 1-Gang-Karibik-Strandvelo fahren kann.

    Zuerst geht’s zum Hafen, aber da komme ich schnell nicht mehr weiter. Somit kommt jetzt Plan A, denn der Hafen war sowieso nur Plan B. Auf einer Landzunge stehen ganz viele Wolkenkratzer, dort will ich hin. Der Strassenverkehr ist mir zu chaotisch, also fahre ich mal lieber auf dem Trottoir. Da es kaum Velos gibt hier, gelten Velofahrer als Fussgänger und die Polizei interessiert sich nicht für einem. Das perfekte Verbrechen, hehehe. Oder auch nicht, ist ziemlich sicher eh legal. Apropos Polizei: an Polizisten mangelt es definitiv nicht in der ganzen Stadt, aber scheinbar an Waffen, denn viele tragen nur ein leeres Holster ohne Pistole mit sich.

    Allzu brauchbare Wege finde ich auf der Ostseite nicht, aber einen Strand mit feinem, braunen Sand, wie er etwa in Südfrankreich bei Agde liegt. Darauf fährt es sich wunderbar, jedenfalls wenn der Sand nass ist. Allzu gut tut das dem Velo natürlich nicht, aber da ich für den Tag etwa 10% des Neuwertes (soeins kostet etwa 100 Franken) bezahle, hält sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen.

    Beim Einkaufen finde ich ein Smartphone im Einkaufskörbchen. Ist fast komisch, dass das noch niemand eingesackt hat. Ich gebe es einfach dem Verkäufer, sollen die es nehmen oder zurückgeben. Nicht mein Problem.

    An der Spitze angekommen radle ich auf der anderen Seite wieder zurück. Hier wartet eine wunderschöne und eue Uferpromenade auf mein Velo. Fertig lustig ist dann beim Marinestützpunkt, obwohl der auch lustig ist: beim Eingang steht eine Rambo ähnliche Statue mit Gewehr und Samichlauskappe. Passt so was von gar nicht, dass es schon wieder lustig ist.
    img_7439
    img_7447

    Nach der Rundfahrt bin ich erstmal kaputt und esse den feinen Serranoschinken, den ich im Geschäft gefunden habe. Ab und zu braucht es etwas Luxus.

    Am späteren Nachmittag mache ich mich nochmals auf denselben Weg, denn ich will Dämmerumgsfotos schiessen. Oben an der Spitze erwische ich pünktlich den Sonnenuntergang über dem Meer. Die sind so nahe am Äquator extrem schnell: es macht platsch, dann ist die Sonne weg und wenige Minuten später ist es dunkel. Baden in der Dunkelheit scheint nicht erlaubt zu sein, denn nun jagt die Polizei alle Badenden aus dem Wasser.
    img_7459
    img_7467

    Auf der schönen Uferpromenade verdrücke ich mich in der Dunkelheit wieder zurück und bin ziemlich kaputt. Denn das schlechte Velo, der Verkehr, die Randsteine fürs Trottoir strengen schon an, obwohl ich nicht wirklich weit gefahren bin.

    img_7477

  • Der kürzeste Tag

    Heute ist der kürzeste Tag im Jahr mit nur 11h 31min Sonnenschein hier in Cartagena. Bei dieser kurzen Tagesdauer macht es ja kaum Sinn etwas zu unternehmen.

    Ich probiere es trotzdem und bummle durch die Einkaufsmeilen. Sofort fällt einem auf, dass die meisten Geschäfte entweder Computer, Handys oder Schönheitsprodukte verkaufen. Computer- Handy- und Schminkzeuggeschäfte gibt es ja bei uns auch, aber hier ist man noch viel spezialisierter, z.B. auf Shampoo. Auch ganz interessant sind die vielen Kopiershops, und daneben werden gleich Kopierer verkauft.

    Gegen Abend mache ich einen Rundgang auf der Stadtmauer. Das ist recht besonders hier, denn bei den meisten Mauern kommt man ja nicht hoch, aber hier kann man rund um die Stadt gehen auf den Mauern.

    dsc02908
    dsc02916
    dsc02932

  • Arme Motorradfahrer

    Heute bin ich schon um einiges fitter, nichts tun hilft also ganz gut. Deshalb bleibe ich noch ein wenig in der Jugi und rede mit den Leuten bevor ich mich in die Stadt mache.

    Die 3 Kollegen, welche mit mir und ihren Motorrädern hierher geseglt sind, haben es nach viel Papierkram und Wartezeit endlich geschafft, die Fahrzeuge an Land zu schaffen. Die Reise mit Motorfahrzeugen ist allgemein kompliziert in Lateinamerika, da sie an jeder Grenze importiert und dann wieder exportiert werden müssen. Wartezeiten von mehreren Stunden am Grenzübergang sind da ganz normal. Kolumbien schlägt das aber locker mit mehrtägigen Wartezeiten. Da die Motorräder an Deck des Schiffs angebunden waren, wurden sie auch regelmässig mit Salzwasser geduscht. Das hat nun einige Spuren hinterlassen, jegliches nicht geschütztes Eisen ist rostrot. Besonders die Bremsscheiben wurden massiv angegriffen, aber auch teilweise innere Teile wie die Feder im Kupplungshebel. Ein Motor macht bei gewissen Drehzahlen ein massives Klappergeräusch seit der Überfahrt. Der Fahrer hofft nun, dass es nur temporär und nichts Schlimmes ist. Nach einer sehr gründlichen Reinigung ist hoffentlich alles Salz weg. Empfehlen würde kein Fahrer diese Segelfahrt, denn sie war weder für die Fahrer noch für die Motorräder gesund. Wenn schon, dann muss der komplette Töff mit einer Plane abgedeckt werden, damit kein Spritzwasser ran kommt.

    Gegen Abend mache ich noch eine Tour durch die Altstadt und esse an den vielen Ständen was. Das Essen ist wirklich gut auf der Strasse!
    dsc02857
    dsc02871
    dsc02893
    img_7406

  • Cartagena

    Die Nacht habe ich ganz gut geschlafen, auch wenn es sich ab und zu noch angefühlt hat, als ob das Bett sich in den Wellen bewegt. Trotzdem bin ich den ganzen Tag noch so richtig müde. Ich weiss nicht so recht ob es von zu wenig Schlaf oder vom zu viel rumliegen kommt. Deshalb mache ich mich trotzdem auf den Weg in die Altstart und an die Karibikküste.

    Es ist ganz spannend durch die Stadt zu schlendern, denn viele Haustüren stehen offen und man kann in die Wohnzimmer mit den Sofas und Fernseher sehen. Die Küste erinnert ein wenig an Hawanna mit der breiten Strasse und den Wellen, die die Strasse duschen.

    So richtig fit werde ich auch nicht. Ich gehe also davon aus, dass ich zu wenig geschlafen habe und mache es mir auf dem Liegestuhl im Innenhof der Jugi bequem.

    Am Abend gehe ich nochmals raus zum Abendessen. Da merkt man richtig, dass man in Kolumbien ist, auf der Strasse wird nicht nur Hanf, sondern auch direkt Kokain angeboten.

  • Land in Sicht

    Das Boot hat über Nacht endlich vernünftigen Wind bekommen und an Fahrt bekommen. Der Seitenwind drückt die Segel mit dem ganzen Schiff in eine Schieflage, was somit auch heisst, dass mein Bett schief ist. Trotz der Schieflage und dem Geschaukel habe ich halbwegs gut geschlafen.

    Bei Sonnenaufgang laufen wir auch schon im Hafen von Cartagena ein. Die immer noch seekranke Gruppe kann es kaum erwarten wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Zum Glück sind das nicht mehr viele, bei den Meisten haben die Tabletten geholfen.

    An Land zu stehen ist nun ein komisches Gefühl, irgendwie ist mir und den anderen fast schwindlig für ein paar Stunden. Als erstes müssen alle Geld abheben vom Bankomaten. Ich wiederstehe der Versuchung eine Million Pesos abzuheben, obwohl das nur etwas mehr als 300 Franken sind. Der Kurs ist 3000 Pesos für 1 Franken.

    Die Taxis sind unglaublich klein, mit Gepäck passen nur 2 Personen rein. Zum Glück wollen sowieso alle ins gleiche Viertel, dann teilen wir halt die Taxis auf und ich ziehe in die Jugi wo viele andere sind.

    Nun kann ich endlich mal wieder die Fotos sichern und die Blogeinträge abschicken. Dann wird die nahe Umgebung angeschaut und am Abend gibt’s noch ein letztes Treffen mit der Segelgruppe, welche sich noch zum Weihnachtsmarkt begibt. Das Land hat nun auch seine Wirkung gezeigt und alle sind wieder fast komplett fit.

  • Rückblick Segeltour

    Die Tour hinterlässt gemischte Gefühle. Mein Magen war zum Glück stabil genug und brauchte nicht mal Tabletten um nicht Seekrank zu werden. Bei anderen haben die Tabletten nichts gewirkt und sie breichten von schrecklichen Erlebnissen. Für Gefährdete ist diese Tour definitiv nicht empfehlenswert. Die etwa 36-stündige Fahrt auf dem offenen Meer kann da zu einem Horrortrip werden.

    Aber auch für mich war die Fahrt nicht so angenehm, auf offenem Meer, und das waren immerhin 3 von 5 Nächten, konnte ich schlecht schlafen. Der Motorenlärm, die Abgase, das Schaukeln des Bootes und die engen Platzverhältnisse sind nicht gerade bequem. Die Stimmung an Board wird auch für Gesunde zunehmend schlechter wenn alle sich übergeben müssen.

    Die Inseln wiederum haben mir ganz gut gefallen. Die Meisten sind noch komplett natürlich, was halt auch mit Plastikflaschen verschmutzte Strände mit sich bringt. Die Karibik ist halt leider eine riesige Mülldeponie. Schnorcheln war meistens nicht so der Hit, aber das letzte Riff war wirklich schön. Die Küche an Board war auch immer sehr gut und die Köchin hat definitiv meinen Respekt verdient bei diesen Bedingungen zu kochen.

    Dass an Board Süsswasser gespart werden muss ist irgendwie klar, jedenfalls wenn kein Salzwasser aufbereitet werden kann. Dass man über 5 Tage nicht richtig duschen kann ist wiederum nicht sehr praktisch. Man kann sich zwar an Deck mit ein wenig Wasser übergiessen, aber die intimeren Körperteile bleiben da aussen vor in der Öffentlichkeit. Mit richtig duschen und Haare waschen hat das auch nichts zu tun. Jedenfalls freut man sich auf eine gute Dusche an Land.

    Dass wir kaum richtig gesegelt sind ist auch schade, denn das wäre um einiges angenehmer gewesen in der Nacht ohne den Motor. Gegen den Wind kann der Zeitplan halt besser eingehalten werden mit dem Motor.

    Zusammenfassung: wer schnell Seekrank wird sollte diese Tour besser sein lassen. Für alle anderen ist es ein Erlebnis, von dem man später noch erzählen kann.

  • Ein Tag auf See

    Bei all dem Gerüttel konnte ich wieder kaum schlafen. Als jemand “Delfine” ruft, schaue ich nur zur Luke beim Bett raus um einen zu sehen. Um meine Haut vor Sonne und Sonnencrème zu schützen bleibe ich den ganzen Tag unter Deck und höre Musik. Für sowas habe ich zum Glück vorgesorgt und bei Spotify ganz viele neue Alben runtergeladen. Um nicht Rückenweh zu bekommen bei dieser ganzen Liegerei ist ab und zu Stellungswechsel abgesagt.

    Nach Sonnenuntergang gehe ich wieder aufs Deck um mich ab und zu voll spritzen zu lassen. Ohne jegliche Beleuchtung (ausser unser Schiff) in der Umgebung sieht man die Sterne ganz gut.

    Der Grossteil der Leute ist wieder fit, nur 1-2 sind immer noch Seekrank. Die sehnen sich nach festem Boden. Bei 8-12km/h dauert das aber noch bis morgen früh.