Nachdem ich mich so richtig erholt habe von der Segelfahrt, will ich endlich was richtiges unternehmen und die Stadt anschauen. Dazu miete ich mir ein Velo und düse los. Jedenfalls so schnell wie man mit dem typischen 1-Gang-Karibik-Strandvelo fahren kann.
Zuerst geht’s zum Hafen, aber da komme ich schnell nicht mehr weiter. Somit kommt jetzt Plan A, denn der Hafen war sowieso nur Plan B. Auf einer Landzunge stehen ganz viele Wolkenkratzer, dort will ich hin. Der Strassenverkehr ist mir zu chaotisch, also fahre ich mal lieber auf dem Trottoir. Da es kaum Velos gibt hier, gelten Velofahrer als Fussgänger und die Polizei interessiert sich nicht für einem. Das perfekte Verbrechen, hehehe. Oder auch nicht, ist ziemlich sicher eh legal. Apropos Polizei: an Polizisten mangelt es definitiv nicht in der ganzen Stadt, aber scheinbar an Waffen, denn viele tragen nur ein leeres Holster ohne Pistole mit sich.
Allzu brauchbare Wege finde ich auf der Ostseite nicht, aber einen Strand mit feinem, braunen Sand, wie er etwa in Südfrankreich bei Agde liegt. Darauf fährt es sich wunderbar, jedenfalls wenn der Sand nass ist. Allzu gut tut das dem Velo natürlich nicht, aber da ich für den Tag etwa 10% des Neuwertes (soeins kostet etwa 100 Franken) bezahle, hält sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen.
Beim Einkaufen finde ich ein Smartphone im Einkaufskörbchen. Ist fast komisch, dass das noch niemand eingesackt hat. Ich gebe es einfach dem Verkäufer, sollen die es nehmen oder zurückgeben. Nicht mein Problem.
An der Spitze angekommen radle ich auf der anderen Seite wieder zurück. Hier wartet eine wunderschöne und eue Uferpromenade auf mein Velo. Fertig lustig ist dann beim Marinestützpunkt, obwohl der auch lustig ist: beim Eingang steht eine Rambo ähnliche Statue mit Gewehr und Samichlauskappe. Passt so was von gar nicht, dass es schon wieder lustig ist.


Nach der Rundfahrt bin ich erstmal kaputt und esse den feinen Serranoschinken, den ich im Geschäft gefunden habe. Ab und zu braucht es etwas Luxus.
Am späteren Nachmittag mache ich mich nochmals auf denselben Weg, denn ich will Dämmerumgsfotos schiessen. Oben an der Spitze erwische ich pünktlich den Sonnenuntergang über dem Meer. Die sind so nahe am Äquator extrem schnell: es macht platsch, dann ist die Sonne weg und wenige Minuten später ist es dunkel. Baden in der Dunkelheit scheint nicht erlaubt zu sein, denn nun jagt die Polizei alle Badenden aus dem Wasser.


Auf der schönen Uferpromenade verdrücke ich mich in der Dunkelheit wieder zurück und bin ziemlich kaputt. Denn das schlechte Velo, der Verkehr, die Randsteine fürs Trottoir strengen schon an, obwohl ich nicht wirklich weit gefahren bin.
