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  • Im Land der Riesen

    Allzu früh will ich nicht aufstehen, so etwa um 10:00 setze ich den Fuss vor die Tür und mache mich auf den Weg zur US 101. Diesem Freeway muss ich jetzt noch für etwas über 100km folgen bis zur Abzweigung zum Highway 1.

    Da die Strasse zur Autobahn mit 2 Spuren pro Richtung und 100km/h ausgebaut ist, ist sie nicht gerade optimal für mich. Doch es ist der offizielle Veloweg und die Velospur (Pannenstreifen) ist sehr breit. Für Velos ist sie also eigentlich sicherer als kleinere Strassen, da die Autos genug Abstand halten. Nur bei den Ausfahrten muss ich aufpassen, die Autos blinken kaum wenn sie rechts raus wollen. Ich warte einfach jeweils bis gar kein Auto kommt und überquere erst dann die Ausfahrt. Verkehr hat es zum Glück nur wenig.

    Wenn immer ich eine Gelegenheit habe von der 101 zu kommen, dann nehme ich die auch. Diesmal heisst die Strasse “Avenue of the gigants”. Das tönt doch ganz vielversprechend, auch weil jetzt der Humboldt Redwood State Park kommt.

    Nun komme ich mir vor wie im Märchen im Land der Riesen. Während den letzten Tagen habe ich nur ab und zu einen Redwood gesehen, aber jetzt bin ich in einem ganzen Wald davon! Jeder Baum ist riesig und die Strasse wirkt winzig klein. Es würde mich auch nicht verwundern wenn ein Dinosaurier zwischen den Bäumen trampeln würde, so urzeitlich sieht der Wald aus. Im Infozentrum steht sogar, dass diese Baumsorte zu den Zeiten der Dinosaurier die halbe Welt bewaldet hat.
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    Als ich einen Gang runter schalten will, rattert etwas beim Hinterrad und ich halte sofort an. Scheinbar ist die Kette hinten rausgefallen und hat einige Speichen gebrochen. Na toll, es ist Samstag Nachmittag und ich bin am Arsch der Welt. Die kautten Speichen nehme ich raus damit sie nicht noch irgendwo hängen bleiben und fahre weiter. Wirklich optimal ist es nicht, da das Rad ein wenig an der Bremse anschlägt und nicht ganz rund läuft. Aber ich komme schon vorwärts so, einfach nicht zu schnell fahren und möglichst keine Schläge auf das Hinterrad.

    Gemütlich ziehen die Redwoods vorbei, der Park ist wirklich gross. Auch die Wolken haben sich verzogen und die Temperatur steigt endlich weit über 20°. Im Wald selbst ist es jedoch ziemlich dunkel. Das Licht lasse ich lieber mal eingeschaltet.

    Die Abendwärme treibt mich zum Entschluss mal wieder zu campieren. Auch wenn die Nacht eher kühl wird, am Morgen kommt die Wärme sofort wieder.

    Distanz: 77km

  • Gemütliche Wolken

    Heute will ich mal sicher jegliche Anstrengung vermeiden, aber trotzdem in eine gute Ausgangsposition kommen für die weitere Reise. Die Beine sind schon noch schwer von gestern, doch aufwecken will ich sie nicht. Sie sollen ja bis morgen wieder richtig fit sein. Ganz gemütlich fahre ich um die Lagune rum und über die Brücke nach Eureka, wo ich auf einem Bänklein zu Mittag esse.
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    Einmal fühle ich ein paar Tropfen, aber das ist auch schon alles. Es bestätigt mir, dass meine Berechnungen gut waren und ich gerade genug weit gefahren bin. Ansonsten ist es bewölkt die ganze Zeit.

    Jetzt fahre ich möglichst nicht auf der 101 bis ins letzte grössere Dorf vor dem nächsten Nichts. Die 101 kann ich nicht immer vermeiden, aber meistens schon. Mir fällt ein Clubhaus nur für Schweizer auf, zu gerne wüsste ich was die da so treiben. Aber momentan ist niemand da. Bei einem verlassenen Bahnübergang finde ich endlich mal wieder Brombeeren. Das Zvieri frisch vom Strauch ist schon was gutes.
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    Der einzige Hügel heute ist 80m hoch. Trotzdem schiebe ich das Velo rauf, ich will ja dass sie die Beine entspannen. Auf der anderen Seite bringe ich etwa 50 km/h auf den Tacho, aber nur ganz kurz.

    Neben dem Hotel gibt es eine Pizzeria mit Sauerteig. Das muss ich natürlich ausprobieren und lasse mir eine zussammenstellen. Schnell sind sie dabei nicht: ich soll in 45min wieder kommen, sagen sie. Vom Sauerteig merke ich nichts, die Pizza ist halt 0815 amerikanisch.

    Distanz: 55km

  • Ein langer Tag

    Während ich auf dem Velo sitze, habe ich viel Zeit zu überlegen was ich denn so schreiben will und welchen Titel ich dem Tag geben will. Der kann sich auch ändern mit der Zeit, und ist das besonders of der Fall. Deshalb schreibe ich die jeweiligen Titel mal auf.

    Heute sollte ich möglichst weit in den Süden kommen um dem Regen zu entkommen, und auch um überhaupt ein Hotel zu finden, da ea in den Redwood Wäldern kaum welche gibt.

    Ich mache mich also um 8:30 auf den Weg um den bis jetzt grössten Hügel von 400m zu erklimmen. Das sollte aber schon der höchste von heute ein, danach ist es flacher. Anstengend ist die Baustelle, auf der ich einen Lastwagen hinter mir habe und sie deshalb möglichst schnell passieren will. Die Baustelle hat dafür weiter oben den Vortel, dass die Autos nur gruppenweise kommen und ich immer wieder autofreie Minuten habe. Ab und zu taucht nun auch ein Redwood Baum auf, aber so gross sind die noch nicht.
    Titel: Im Land der riesigen Bäume

    Oben angekommen quatsche ich ein wenig mit einem Ehepaar aus Texas, die auf einem Trike mit Anhänher unterwegs sind. Ich verstehe sie sogar problemlos! Auch die Abfahrt geht schnell und bald bin ich wieder am Strand. Die Zeit verfliegt trotzdem recht schnell, so dass ich bald eine Mittagspause bei einem Salmon Jerky Laden einlege, der geräucherten und marinierten Lachs verkauft. Ist wirklich gut und eine gute Ergänzung zu meinem Sandwich.

    Kurz nach dem Mittag treffe ich 2 deutsche Velofahrer, die wie ich den nächsten Hügel am erklimmen sind. Wir freuen uns auf die Strasse durch den Redwood State Park, doch aus unbekanntem Grund ist die gesperrt. Also müssen wir uns auf 500m hochkämpfen anstatt 300m, und die Strasse ist viel befahrener und ich komme nicht bei den riesigen Redwoods vorbei. Also ich finde, dass derjenige, der die Strasse gesperrt hat, mir ein grosses Steak mit einem guten Bier schuldig ist.
    Titel: Umweg

    Auch dieser Hügel wird bezwungen, nur ist es halt schon spät. Erst um 17:00 bin ich wieder am Meer und esse erstmal das Abendessen. Bis zur nächsten Ortschaft sind es noch 30km, aber die sind zumindest der Küste entlang.

    Der Küste entlang heisst noch lange nicht, dass es auch flach ist: die Strasse geht mehrmals auf über 100m hoch und wieder runter durch die Lagunen. Irgendwie habe ich heute Zweifel dass die Baumeister hier überhaupt flache Strassen hinkriegen. Heute geht es wirklich immer nur rauf und runter.
    Titel: Höhenmeter

    Die Ortschaft liegt etwa 100m über dem Meer und die letzten 10km sind zum Glück ziemlich flach, so dass ich gut vorwärts komme. Ich ziele in das Zentrum der Ortschaft und lasse die ersten Hotels liegen, da die sicher sowieso zu teuer und ausgebucht sind. Dummerweise waren das auch gleich die einzigen Hotels hier, aber zurückfahren ist für mich keine Option. Also bleibt die Flucht nach vorne, und da kommen schon noch einige Ortschaften.

    Die Beine mögen noch ganz gut, scheinbar haben sie aufgegeben zu schreien, dass sie müde sind. Ich darf nur keine langen Pausen machen, sonst kommen die Beine aus dem Tritt und wollen lieber schlafen. Obwohl es jetzt richtig flach ist und ich gut vorwärts komme, zieht es sich so sehr, dass die Nacht hereinbricht. Nach 2 vergebenen Versuchen ziele ich auf einen Ort mit ganz vielen Hotels und hier finde ich sogar eins, aber es ist schon 21:00.

    Zu all dem muss ich nun noch die Wäsche waschen… aber easy, morgen wirds dann weniger anstrengend und den Regen habe ich nun abgehängt.

    Distanz: 121km

  • Vom Süden in den Norden

    Kurz nach 9:00 bin ich wieder bei Sonnenschein unterwegs nach Süden. Obwohl ich Rückenwind habe komme ich nicht wirklich schnell vorwärts: hinter jeder Kurve wartet eine andere wunderschöne Aussicht und will fotografiert werden. Es ist etwa 15° und bei dem Wind friere ich sobald ich stehe. Während der Fahrt habe kann ich mich bei der windstille eher wärmen.
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    Für die ersten 40km habe ich so etwa 4h, doch danach weitet sich das Land und wird eben. Das gibt viel Platz für Läden auf den letzten Meilen ohne Mehrwertsteuer. Denn nach der Südküste von Oregon schreite ich nun in den hohen Norden von Kalifornien. Zwei von drei Staaten habe ich also hinter mir, und den dritten nehme ich nun in Angriff.
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    In der letzten Zeit bin ich über 1000km nach Süden gefahren, doch wärmer ist es nicht geworden. Das liegt vorwiegend am kalten Pazifik und wird sich auch nur ganz langsam ändern. Doch etwa ab der Mitte von Kalifornien sollten die Temperaturen wieder steigen.

    Die grösser werdenden Bäume kündigen auch schon an, was ich in den nächsten Tagen sehen werde: ich bin im Land der Redwood Mammutbäume. Nur viel Zeit habe ich wieder nicht, da ich wieder von Regen verfolgt werde. Somit werde ich auch morgen viele Kilometer machen müssen.
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    Distanz: 86km

  • Mit Rückenwind zum Goldstrand

    Den Morgen nehme ich so richtig gemütlich und nehme mir Zeit fürs packen. Je später ich starte, desto wärmer wird es und desto stärker wird der Rückenwind sein. Der kommt im Verlauf des Nachmittags und wird immer stärker bis er gegen Abend nachlässt.

    Gut gesättigt gehe ich am späteren Morgen auf die Strasse, natürlich möglichst der Küste entlang. Es gibt noch einige Aussichtspunkte, die ich noch nicht gesehen habe. Leider verlässt die Strasse bald die Küste und geht nur noch durch den Wald. Die Gegend wird auch immer trockener, was sich am verdorrten Gras abzeichnet. Einmal liegen innerhalb weniger Kilometer gleich 3 verwesende Rehe an Strassenrand. Das sind aber zum Glück die einzigen, diesen Anblick brauche ich nicht wirklich.
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    Der Wind frischt auch wie erwartet auf, nur hilft er nicht so viel, weil die Strecke immer wieder hoch und runter geht. Nach etwa 40km kommt mal wieder eine Ortschaft und das Meer. Beim Aussichtspunkt stehen 3 Velofahrer: ein kanadisches Pärchen von Vancouver und einer aus der Tschechoslovakei. Er ist der erste europäische Velofahrer, den ich sehe!
    Das Pärchen fährt etwa so schnell wie ich, und so treffen wir uns immer wieder.
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    Nun geht die Strasse endlich wieder ans Meer und windet sich über den Klippen der Brandung entlang immer wieder hoch und runter. Einmal verlässt sie die Küste und folgt einem Bach, aber nicht lange und schon gibt es wieder eine wunderschöne Aussicht auf das Meer. Nach einer Abfahrt kann ich dann direkt dem Strand entlang mit dem Rücken im Wind pedalen.
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    Kurz vor der Ortschaft Gold Beach beschliessen die beiden wild zu campieren. Für mich ist das irgendwie nichts, ich habe lieber eine schöne Dusche und ein warmes Bett, also fahre ich in die Ortschaft im ein Hotel.

    Distanz: 89km

  • Wellen

    Der Morgen erwartet mich mit strahlendem Sonnenschein. Die Beine möchten gerne etwas Erholung, und da dies so eine schöne Gegend ist, beschliesse ich noch einen Tag hier zu bleiben.

    Natürlich zieht mich sofort wider der nun nebelfreie Strand an. Auf dem Weg dahin kreuzt mich ein süsser Seehund, und diesmal ist die Kamera bereit! Heute nehme ich alles ganz gemütlich und sitze lange auf den Steinen, nur um den Wellen zuzuhören und anzuschauen. Das ist wirklich eine schöne Abwechslung zu dem ganzen Autolärm, den es sonst überall hier gibt.
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    Ein Spaziergang dem momentan eher schmalen Strand entlang (es herrscht gerade Flut) darf natürlich auch nicht fehlen. Teilweise muss ich mich beeilen durch den gerade nicht von Wellen überspühlten Sand. Ab und zu donnert eine Welle direkt auf einen der Felsen und überspühlt ihn mit Wasser. Da wird die riesige Kraft der Wellen erst so richtig spürbar. Ansonsten hört man sie nur im Rauschen und sieht die Wellen brechen. Auch ein feiner, salzhaltiger Nebel wird vom Wind über die Küste geweht und verdreckt mir mit der Zeit die Brille.
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    Heute will ich den Sonnenuntergang bei den Felsen nochmals fotografieren und ziehe mich diesmal besser an. Mit langen Hosen, Pullover, Windjacke und Handschuhen gewappnet fahre ich am Abend nochmals an den Strand. Wieder sind schon etliche Fotografen dort und stellen ihre Stative überall auf. Sie probieren fleissig ihre Filter und Einstellungen aus, nur damit ab und zu etwas in den nassen Sand fällt. Aber nur Filter und Tücher, die können wieder gewaschen werden.
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    Mit der Zeit schiebt sich ein Wolkenband vor die Sonne und scheint uns den ganzen Sonnenuntergang zu verderben. Doch als die Wolken von unten beleuchtet werden und der Himmel sich feuerrot färbt, schlagen die Herzen höher. Ich versuche die kutze Zeit möglichst zu nutzen und schiesse verschiedene Orte.
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    Auch nach dem Sonnenuntergang bleibt die Stimmung wunderschön, während alle anderen abmarschieren bleibe ich noch und versuche die Lichtempfintlichkeit der Kamera auszunutzen.
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    Distanz: 7km

  • Sonne & Nebel

    In der Nacht hat es geregnet, doch die Strassen sind wieder am trocknen. Für heute will ich einen gemütlichen Tag und gehe erstmal auf die Suche nach einem Frühstück. Da das Zentrum doch ein wenig weiter weg ist, nehme ich das Velo. Irgendwie scheint alles zu zu sein, ausser einem Restaurant. Dummerweise habe ich den Veloschlüssel vergessen, und einfach so lasse ich es auch nicht stehen. Also gibt’s halt nur Gebäck von  der Tankstelle nebenan.

    Nun lasse ich die Strassen schön trocknen und mache es mir im Hotelzimmer noch ein wenig bequem, aber nicht allzu lange, ich will ja schliesslich heute noch an den offenen Pazifik kommen. Ausgangs Dorf kaufe ich noch fleissig ein, denn ich finde Rohschinken und richtiges Brot! Dem Fluss entlang gelange ich irgendwie wieder in den Nieselregen rein. Doch ab und zu drückt die Sonne durch, und ich frage mich wie so dünner Nebel überhaupt regnen kann. Ab und zu kommen Steigungen, und die nehme ich ganz genütlich, denn es ist ja Sonntag. Oben angekommen verspeise ich im Nebel das feine Sandwich, mmh.
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    Eigentlich erwarte, dass der Nebel zur Küste hin dichter wird, aber weit gefehlt: hier erwartet mich Sonne und blauer Himmel. Beim ersten Dorf Bandon mache ich halt und schaue mir den Hafen und die Küste an. Direkt über dem Wasser schwebt eine dünne Nebeldecke, die sehr stimmunsvolle Fotos ermöglicht. Leider erwische ich den Leuchtturm nicht mehr als er halb im Nebel steht. Für mich ist aber klar, dass ich hier übernachten muss, der Ort ist so schön. Leider ist das B&B direkt am Wasser schon ausgebucht, aber ein Motel hat noch Platz für mich.
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    Nachdem ich all den Ballast vom Velo weg habe, ruft schon die Küste. Diesmal fahre ich den Klippen entlang und werde fast erschlagen von was ich sehe: bizarre Felsformationen, die immer wieder von grossen Wellen getroffen werden und teilweise im Nebel versinken. Ich habe wirklich Glück mit dem Wetter heute.
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    Natürlich muss ich nun den Strand selbst erkundigen. Auch von hier aus gibt es unzählige Fotogelegenheiten, und da bin ich nicht ganz der einzige. Nach und nach werde ich von Profifotografen eingekreist, die mit ihren Stativen den Strand bevölkern. Einer erklärt mir, dass der Strand hier weltberühmt ist bei Fotografen. Na, da hatte ich ja richtig Schwein!
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    Halb unterkühlt gehe ich mich unter der Dusche aufwärmen und ins Restaurant zum Abendessen. Es ist zwar schon recht spät, aber ich habe Lust auf Fisch und bekomme einen wunderbaren Lachs serviert!

    Distanz: 56km

  • Die Jagd nach dem Silberstreifen

    Als ich mich auf den Weg mache, ist es bewölkt, aber mit einem Silberstreifen am Horizont. Laut Wetterbericht wird es hier ab 14:00 regnen und an meinem heutigen Zielort Coos Bay wird es gar nicht regenen. Ich habe also eine reale Chance den Silberstreifen zu erreichen, nur muss ich schauen, dass ich am Morgen schnell vorwärts komme.

    Entlang dem Dunes Nationalwald windet sich die Strasse durch den Wald. Ab und zu erwische ich einen Regentropfen, aber die so einzeln stören sie mich nicht. Schade ist, dass ich in dem Wald die Küste nicht sehen kann. Aber nach etwa 20km kommt ein Rastplatz mit Ausblick über die Dünen bis zum Meer. Dort treffe ich dann sogar die junge Velofahrerin, die ich vor ein paar Tangen überholt habe, und wir wechseln ein paar Worte. Sie ist aus der Gegend und nur ein paar Tage unterwegs. Alleine zu fahren stört sie nicht und findet es als Frau nicht gefährlicher als als Mann.

    Irgendwie kommt es mir vor, als wollen die Wolken ein Wettrennen mit mir machen. Wenn ich fahre, sehe ich bald blauen Himmel, aber sobald ich Rast mache ziehen die Wolken auf. Etwa in der Hälfte der Strecke mache ich Mittagspause. Auch die startet mit blauen Flecken am Himmel. Doch laut Wetterbericht sollte der Regen erst in der Nacht hier ankommen. Nach dem Elch-Burger mit Salat probiere ich die Erdnussbuttertorte. Ich glaube, die hat alleine genug Kalorien um mich 100km weit zu bringen. Naja, diese Kalorien werde ich im Gegensatz zum Durchschnittsamerikaner schnell wieder los.

    Nach dem Mittagessen ist wieder Bewölkung aufgezogen und ich mache mich auf den Weg um sie zu überholen. Doch zuerst müssen 120m Steigung überwunden werden, die mit etwa 10% ansteigen. Das ist zu viel für all das Gepäck und ich schiebe lieber. Das braucht dann auch gleich andere Muskeln. Nicht wirklich angenehm sind dabei die Abgase der Autos, die alle mit Vollgas neben mir durch donnern. Ach ja, so ein Veloweg ganz ohne Autos, das wäre schon was. Man würde das Meer hören und riechen. Aber zumindest gibt es hier kaum Dieselfahrzeuge und 2-Tackter. Das ist schonmal was.

    Die Steigung ist schnell durch und es geht mit etwas Gegenwind flott voran. Nur schleicht sich ganz heimtückisch ein Küstennebel über mich und fängt ganz langsam an mich zu benieseln. Am Anfang nur ganz wenig, so dass die Tropfen vorneweg verdunsten, aber etwa 25km vor dem Ziel wird der Nieselregen immer stärker. Ganz fies dabei ist, dass ich auch jetzt ab und zu das schöne Wetter sehe, aber das wird sofort vom Nebel bedeckt. Ich entschliesse mich so schnell wie möglich weiter zu fahren um genug Wärme zu generieren und am Ziel noch ein Hotelzimmer zu erwischen, da es ja Samstag ist.

    Mit Erdnussbutterkraft komme ich auch jetzt sehr schnell voran und die Beine sind topfit. Nur der Hintern möchte ab und zu eine Pause, und dann fahre ich halt stehend für eine Minute. Kurz vor Coos Bay erreiche ich wirklich das Ende des Nebels und kann für die letzten Kilometer noch trocknen.

    Distanz: 79km

  • Nebel

    Auch heute will ich einige Distanz machen. Das Ziel ist es bis Florenz zu kommen, welches etwa 100km weit weg ist. Von dort sollte ich es knapp am Regen vorbei schaffen. Um 9:00 ist Abfahrt bei Nabel, der vom Meer her über die Hügel zeiht. Im den Wäldern sieht das ziemlich magisch aus und ich komme mit all den Fotostops nicht so richtig vorwärts.
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    In der nächsten grösseren Stadt komme ich endlich an einem grossen Supermarkt vorbei. In den letzten Tagen habe ich nur kleine Läden gefunden ohne frische Sachen. Die einzigen Beeren und Früche dort waren von Haribo und nicht unbedingt gesund. Im Walmart gibt es endlich frische Himbeeren, Tomaten und sonstiges.

    Frisch eingekauft geht die Fahrt mit Rückenwind durch den Nebel weiter. Die Temperatur ist recht angenehm zum fahren, ich komme nur mit der neongelben Windjacke aus. Die ist bei dem Nebel sowieso Plicht wegen der Sichtbarkeit, obwohl der Nebel zum Glück nie auf die Strasse reicht. Mit dem Wind im Rücken fliegen die Kilometer nur so durch bei teilweise 25 km/h bei flacher Strasse. Andere Velofahrer treffe ich immer wieder. Diese Strecke scheint sehr beliebt zu sein, und das kann ich denen natürlich nicht abschlagen. Teilweise erinnert die Küste an Schottland.
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    Bei Kilometer 87 erwischt mein Vorderrad wieder einen kleinen Stahldraht und die Luft veraschiedet sich ganz langsam. Ist irgendwie unglaublich, dass die Plattenstatistik in den USA jetzt viel schlechter ist als in Italien wo so viel Abfall auf der Strasse liegt. In der nächsten Zeit werde ich wohl mal den Vorderpneu auch wechseln lassen obwohl er noch nicht durch ist. Ein neuer Pneu ist schon weniger anfällig.

    Ich hätte nicht gedacht, dass ich die fast 100km wieder ohne müde Beine hinkriege. Aber in der nächsten Zeit werde ich trotzdem wieder weniger Kilometer machen.

    Distanz: 96km

  • Auf der Flucht

    Laut Wetterbericht kommt in den nächsten Tagen schlechtes Wetter an die Küste. Da es aber eher den Norden trifft, sehe ich eine Chance dem Regen zu entkommen. Nur muss ich dafür einen Zahn zulegen und etwa 100km fahren pro Tag. Je weiter ich komme, desto weniger Regen werde ich erwischen.

    Zuerst brauche ich aber noch neue Pflaster um die Veloschläuche zu flicken, da mir die langsam ausgehen. Auch den Luftdruck muss ich prüfen und mit einer richtigen Pumpe auf etwa 6 Bar beingen, damit ich möglichst wenig Rollwiderstand habe. Also ist zuerst mal ein Besuch beim einzigen Veloladen im Dorf angesagt. Der Besitzer sagt mir auch, dass das Dorf von Schweizern gegründet wurde und es deshalb so viele Kühe und eine Käsefabrik hat.

    Ein paar Kilometer später komme ich an einem Flugzeug Museum vorbei, welches mich ziemlich reizen würde. Aber ich will keine Zeit verlieren und möglichst weit in den Süden kommen. Heute vermag die Sonne auch die Nebelbänke aufzulösen, aber an der Küste bleibt es im Schatten recht kühl. Das erfahre ich beim Mittagessen als ich einen Cheesburger mit Käse von der Käsefabrik am Strand im Schatten esse.
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    Ein kleiner Pass ist nun angesagt mit 250m. Das tönt nicht nach viel, aber mit dem ganzen Gepäck zieht es sich schon noch. Wunderbar schön ist aber, dass die Strasse durch einen Wald führt und keine Autos unterwegs sind. Die Stille im Wald ist fast gespenstisch. Fast oben angelangt treffe ich ein junges Paar auf dem Velo, das an der Ostküste gestartet ist und den ganzen Kontonent durchquert hat. Ein wenig später überhole ich eine junge Frau, die gemütlich mit Vollpackung alleine auf dem Velo unterwegs ist. Allzu gesprächig ist sie nicht, da sie kaum auf den Gruss antwortet. Ist irgendwie schade, es ist sehr selten dass Frauen alleine unterwegs sind, und ich hätte gerne die Motivation gewusst. Allgemein bin ich überrascht wie viele junge Velofahrer ich heute treffe. Normalerweise sind es pensionierte die endlich Zeit für sowas haben.
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    Recht genau nach 100km find ich auf Anhieb ein günstiges Hotel. Das Velo nehme ich eigentlich immer mit ins Zimmer, da hier die Hotelzimmer fast immer die Türen direkt an der Strasse haben und ich einfach reinfahren kann. Gross genug sind sie auch.

    Distanz: 102km